Syrien: Sorge um Zivilisten in Jarmuk steigt - humanitäre Situation dramatisch

Angesichts des Vormarschs der IS-Miliz in Jarmuk steigt die Sorge um die Zivilisten in dem mehrheitlich von Palästinensern bewohnten Viertel der syrischen Hauptstadt Damaskus. Vor dem UN-Hauptquartier in Gaza forderten Dutzende mehr Hilfe. “Wir wollen ein Camp frei von Waffen und Kämpfern”, ist auf den Schildern zu lesen. Ein führendes Mitglied der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) will nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP durch Verhandlungen mit Regimevertretern in Damaskus den Schutz der Zivilisten erreichen. Die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte der Armee vorgeworfen, die Flucht der Zivilisten unter anderem durch den Abwurf von Fassbomben auf Jarmuk zu verhindern.
Die Situation im Camp ist jenseits dessen, was für Menschen ertragbar ist.
Das Viertel liegt im Süden von Damaskus, nur wenige Kilometer vom Amtssitz des Machthabers Baschar al-Assad entfernt. Die IS-Miliz hatte am Mittwoch mit der Offensive begonnen. Eine örtliche palästinensische Bürgerwehr versucht, Jarmuk gegen die Islamisten zu verteidigen. Mittlerweile aber kontrolliert die Miliz nach Beobachtungsstelle für Menschenrechte gut 90 Prozent des Gebiets. Augenzeugen berichten von anhaltendem Beschuss.
Die Situation der Zivilisten ist laut internationalen Helfern dramatisch. Etwa 18.000 Menschen sind laut Chris Gunness, Sprecher des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge, noch immer in Jarmuk: “Wir waren seit dem Ausbruch der jüngsten Kämpfe nicht in der Lage, Lebensmittel oder irgendwelche Konvois in das Camp zu schicken. Das bedeutet, dass es dort kein Essen gibt, kein Wasser und nur sehr wenig Medikamente. Die Situation im Camp ist jenseits dessen, was für Menschen ertragbar ist.”
The lives of civilians in #Yarmouk have never been more profoundly threatened: http://t.co/cr95crHUVj
— UNRWA (@UNRWA) April 5, 2015
Palästinensischen Angaben zufolge konnten in den vergangenen Tagen bisher etwa 2000 Menschen aus Jarmuk fliehen. Das Viertel war bereits vor der IS-Offensive heftig zwischen Aufständischen und Regierungstruppen umkämpft. Es wird seit über anderthalb Jahren von der Armee belagert. Vor dem Bürgerkrieg in Syrien lebten im Camp Jarmuk rund 150 000 Palästinenser, die aus Israel vertrieben oder geflohen waren.