Posthum fertiggestellt: Nemzow-Report wirft Putin verdeckten Krieg in der Ukraine vor

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Von Euronews
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Mitstreiter Boris Nemzows haben einen Bericht fertiggestellt und veröffentlicht, an dem der russische Oppositionelle vor seiner Ermordung Ende

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Mitstreiter Boris Nemzows haben einen Bericht fertiggestellt und veröffentlicht, an dem der russische Oppositionelle vor seiner Ermordung Ende Februar gearbeitet haben soll.

Dem 64 Seiten langen Bericht mit dem Titel “Putin. Der Krieg” zufolge sollen reguläre russische Truppen in der Ostukraine kämpfen, dabei rund 220 Soldaten ums Leben gekommen sein und der Kreml für die Operation bislang etwa 920 Millionen Euro aufgewendet haben.

Der Report trägt einerseits nur Indizien und bereits existierende Berichte verschiedener Quellen zusammen, führt aber auch Aussagen von “Schlüsselzeugen” wie heimgekehrten Soldaten auf. Nemzow hatte offenbar auch Bewohner des Grenzgebietes zur Ukraine befragt.

Nemzows Material auf verschiedenen Datenträgern sei von Ermittlern im Rahmen der der Untersuchung zu dessen Ermordung konfisziert worden. Die Herausgeber hätten es anschließen teilweise wieder beschafft oder Befragungen neu durchgeführt, so der Oppositionspolitiker Ilja Jaschin bei der Vorstellung des Reports in Moskau.

Die Online-Version des Reports war am Donnerstagabend zeitweise nicht erreichbar. Jaschin sprach von einem mutwilligen Denial-of Service-Angriff auf die Seite. (Eine Kopie ist auch auf openrussia.org hinterlegt.)

“Russland hat infolge des verdeckten geopolitischen Abenteuers, das Putin im Osten der Ukraine begonnen hat, massiven politischen Schaden genommen”, so Jaschin bei der Präsentation. “Der Krieg mit der Ukraine wurde nie erklärt, er ist verdorben und zynisch. Das ist ein Verbrechen an allen Russen. Wir bezahlen dafür mit dem Leben unserer Landsmänner, mit der Wirtschaftskrise und mit politischer Isolation.”

Wellen werde der Bericht in Russland wohl nicht schlagen, glaubt der russische Militäranalyst Pavel Felgenhauer, der auch für die Zeitung Nowaja Gaseta schreibt.

“Niemand wird diesen Report ernst nehmen, bis der Zar [Putin] selbst sagt, ‘Ja, wir waren da’, oder bis jemand in einigen Jahren Untersuchungsergebnisse veröffentlicht und die Wahrheit über unseren Krieg dort nennt”, so Felgenhauer im Telefoninterview. “Kein anderes Land der Welt führt so viele Geheimoperationen durch – in einer demokratischen Gesellschaft ist das nicht möglich, aber hier, ja, hier ist es möglich. Niemand gibt das jemals zugeben.”

Felgenhauer zählt 46 verdeckte militärische Interventionen, die zwischen 1946 und 2000 von der sowjetischen und russischen Truppen durchgeführt worden seien.

Der Kreml bestreitet die meist westlichen Vorwürfe, die Separatisten in der Ostukraine mit Waffen, Logistik und Aufklärung zu unterstützen. Bei den Kämpfen in und um den Donbass sind seit ihrem Ausbruch vor mehr als einem Jahr über 6000 Menschen ums Leben gekommen.

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