Der FIFA-Skandal im Überblick

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Bestechung Die US-Justizbehörden bauen ihren Fall auf vier Säulen auf. Gegen die Internationale Fußball-Föderation (FIFA) wird wegen des Verdachts

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Bestechung

Die US-Justizbehörden bauen ihren Fall auf vier Säulen auf. Gegen die Internationale Fußball-Föderation (FIFA) wird wegen des Verdachts auf Bestechung bei Fernsehübertragungsrechten, bei der Vergabe der Weltmeisterschaft an Südafrika, bei der Wahl des FIFA-Präsidenten und bei Sportbekleidungssponsoren ermittelt.

Fernsehübertragungsrechte

Funktionäre der FIFA und des nord- und mittelamerikanischen
Dachverbandes CONCACAF sollen mehr als 150 Millionen Dollar für die Vergabe von Übertragungsrechten von Turnieren wie der Weltmeisterschaft und des regionalen Copa America entgegen genommen haben.

Vergabe der Weltmeisterschaft

Das US-Justizministerium spricht von Beweisen für Bestechung bei der Vergane der Fuißballweltmeisterschaft 2010 am Südafrika. Demzufolge soll ein Unternehmen, das dem FIFA-Funktionär Jack Warner gehört, 10 Millionen Dollar erhalten haben, um Südafrika zu unterstützen.

Wahl des FIFA-Präsidenten

Auch die Wahl des FIFA-Präsidenten 2011 soll von Bestechung und Korruption geprägt gewesen sein. Einer der Kandidaten soll Umschläge mit 40.000 Dollar Bargeld an mehrere Funktionäre weitergegeben haben, damit sie für ihn stimmen.

Sponsorenschaft

Schließlich soll es Übereinkünfte gegeben haben, damit ein großer US-Sportbekleidungsfabrikant die brasilianische Nationalmannschaft sponsort. Nike arbeitet seit 1996 mit den Brasilianern zusammmen.

Festnahmen und Sperrungen

Im Auftrag der US-Justiz wurde Anklage gegen 14 Personen erhoben. Sieben FIFA-Funktionäre wurden in einem Hotel in Zürich festgenommen. Der Weltverband FIFA hat insgesamt elf Funktionäre
vorläufig für sämtliche Fußball-Aktivitäten gesperrt. Darunter sind
auch die FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo.

Die Namen der elf suspendierten Funktionäre: Jeffrey Webb (Kaimaninseln), Eduardo Li (Costa Rica), Julio Rocha (Nicaragua), Costas Takkas (Großbritannien), Jack Warner (Trinidad und Tobago), Eugenio Figueredo (Uruguay), Rafael Esquivel (Venezuela), José Maria Marin (Brasilien), Nicolßs Leoz (Paraguay), Chuck Blazer (USA) und Daryll Warner (Trinidad und Tobago)

Damit gehören gleich zwei FIFA-Vizepräsidenten, Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo, zu den Beschuldigten der US-Justiz. Insgesamt vier bei der FIFA-Präsidentschaftswahl am Freitag stimmberechtigte Funktionäre sind unter Verdacht.

Joseph Blatter

Joseph Blatter gehört nicht zu den Beschuldigten. Gegen ihn wird
nicht ermittelt. Damit gleichen die Fälle allen anderen Skandalen
unter der Regentschaft des FIFA-Chefs. Und wieder stellt sich der
Schweizer auch als Opfer da. “Die FIFA ist die Geschädigte”, lautete
das offizielle Statement. Unbeirrt will sich Blatter erneut zur Wahl stellen und eine fünfte Amtszeit antreten. Die US-Behörden äußerten sich nicht dazu, ob auch gegen ihn ermittelt wird.

Reaktionen

Blatter: “Dies ist eine schwierige Zeit für den Fußball”, ließ der 79 Jahre
alte Schweizer am Mittwoch in seiner ersten Stellungnahme verlauten.
Sein Verband werde mit den betroffenen Behörden weiterhin
zusammenarbeiten.

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FIFA: Bei der FIFA gibt es keine WM-Zweifel. “Das Timing ist nicht das beste”, räumte FIFA-Kommunikationschef Walter de Gregorio ein, generell sei das Verfahren aber gut für die FIFA “im Sinne der Transparenz”. Der Kongress des Dachverbandes und die Wahl seines Präsidenten mit Blatter und seinem einzigen noch verbliebenen Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein soll durchgeführt werden. Ein Rücktritt Blatters sei kein Thema.

UEFA: Die Europäische Fußball-Union UEFA hat eine Verschiebung des Kongresses und der Präsidentschaftswahlen gefordert. UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino sagte: “Die heutigen Ereignisse sind ein Desaster für die FIFA und beschädigen das Image des Fußballs”, hieß es in einer UEFA-Mitteilung. Der Kongress drohe zur Farce zu werden. Deshalb sollten die europäischen Verbände darüber nachdenken, die Versammlung der 209 FIFA-Mitgliedsländer zu boykottieren. Die FIFA brauche eine neue Führung.

DFB: DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sieht den Fußball durch die Ermittlungen und Festnahmen im Zuge des neuen Skandals um den Weltverband FIFA beschädigt. “Es wäre erschütternd, wenn sich die im Raum stehenden, schweren Vorwürfe gegen Mitglieder der FIFA als richtig herausstellen”, teilte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes mit. “Es ist schockierend und schädlich für den gesamten Fußball, was sich in Zürich zwei Tage vor dem FIFA-Kongress abspielt.”

Sponsoren: Von ihren Sponsoren bekam die FIFA mahnende Worte. Das Kreditkartenunternehmen Visa mahnte “rasche und sofortige Maßnahmen” an, um die Probleme innerhalb der FIFA zu beheben. “Sollte die FIFA dies nicht tun, haben wir sie informiert, dass wir unser
Sponsoring neu bewerten würden”, teilte das Unternehmen in einer
Stellungnahme mit. Der südkoreanische Automobilhersteller Hyundai
betonte, dass man die Lage genau beobachten wolle. “Als Unternehmen, für das ethischen Normen und Transparenz den höchsten Stellenwert besitzen, sind wir extrem besorgt über die eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen bestimmte FIFA-Führungskräfte.” Visa und Hyundai (zusammen mit Schwesterfirma Kia Motors) zählen neben Adidas, Coca-Cola und Gazprom zu den ständigen Marketingpartnern der FIFA. Aus diesem Pool waren die Airline Emirates und Sony Ende 2014 ausgestiegen.

Diego Maradona: “Gott sei Dank ist die Wahrheit jetzt heraus, ich genieße das”, soll Maradona gesagt haben. Bereits vor dem Skandal hatte Argentininiens Fußball-Legende harte Worte für Verbandspräsident Blatter gefunden. Der Weltverband sei eine
“Spielwiese der Korruption”. Unter Blatter sei die FIFA für die, die
sich ernsthaft um den Fußball sorgen würden, “eine Schande und eine
schmerzhafte Peinlichkeit” geworden, schrieb Maradona in einem
Beitrag für die britische Zeitung “The Telegraph”. Blatter bezeichnete er als “Diktator auf Lebenszeit”. Und: “Wir brauchen eine Fußball-Kultur,
keine Mafia-Kultur.”

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