Parlamentswahl in Ägypten: Politikverdrossenheit und leere Urnen

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Von Euronews
Parlamentswahl in Ägypten: Politikverdrossenheit und leere Urnen

In Ägypten sind die Stichwahlen zur diesjährigen Parlamentswahl schleppend angelaufen. Viele Wahllokale blieben über weite Strecken leer oder wurden nur sehr spärlich besucht. Wahlbeobachter berichteten von einer Reihe an Regelverletzungen durch Kandidaten. Unter anderem sollen einige versucht haben, Stimmen zu kaufen oder Wähler zur Abstimmung für einen bestimmten Kandidaten zu zwingen. Aber die Wahlmüdigkeit, speziell unter jungen Ägyptern, hat auch andere Gründe.

Viele junge Leute wählen nicht, weil hier etwas falsch läuft.

“Viele junge Leute wählen nicht, weil hier etwas falsch läuft. Wir sehen immer noch die alten Gesichter von Hosni Mubaraks Nationaldemokratischer Partei (NDP). Das ist inakzeptabel, speziell nach den Revolutionen in Ägypten.”

Die Jungen bleiben den Urnen wohl auch wegen enttäuschter Hoffnungen fern, vermutet der Politikwissenschaftler Hisham Mahran.

“Die Ägypter sind gelangweilt davon, immer und immer wieder wählen zu gehen. Außerdem boykottieren viele junge Leute diese Wahl, weil die Regierungen, die nach den beiden Revolutionen an der Macht waren, es nicht geschafft haben, ihre Forderungen und Wünsche umzusetzen. Wichtigste Beispiele sind die soziale Sicherheit, Arbeitsplätze und gute Lebensumstände, um den jungen Menschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu geben.”

euronews-Reporter Mohammed Shaikhibrahim: “Die Politikverdrossenheit, die sich bei diesen Wahlen zeigt, hängt mit den tiefgreifenden Problemen der Ägypter zusammen. Beobachter fürchten als Ergebnis ein schwaches Parlament, in dem die Mehrheit der Ägypter nicht repräsentiert sein wird.”