Geheilt und doch krank? Spätfolgen von Ebola-Infektionen kaum erforscht

Vor rund einem Jahr hat die Ebola-Epidemie in Westafrika mehr als 11.300 Menschen das Leben gekostet. Rund 50 Prozent der Infizierten haben überlebt. Doch was für Auswirkungen hat eine vorherige Infektion auf den menschlichen Körper? Seit dem Ausbruch der Epidemie im letzten Jahr scheint sich jetzt die optimale Gelegenheit für Forscher zu ergeben, die Spätfolgen der Krankheit zu erforschen.
Ebolavirus auch nach Genesung noch im Körper präsent
Dass das Virus in bestimmten, vom Immunsystem abgeschirmten Körpergeweben, wie den Samenzellen überleben kann, war bereits bekannt. In männlichem Sperma kann das Virus beispielsweise noch mindestens 70 Tage nachgewiesen werden, Patienten wurde daher geraten, drei Monate nach Genesung keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr zu haben. Doch kürzlich konnten Forscher in den USA zeigen, dass das Virus auch noch Monate nach der Genesung in der Augen- und Rückenmarksflüssigkeit präsent ist.Überlebende kämpfen häufig mit Spätfolgen
Viele der Überlebenden haben auch jetzt noch mit Folgeerscheinungen ihrer Infektion zu kämpfen. Diese werden jetzt vor allem an geheilten Patienten der westlichen Welt erforscht. So wurde die schottische Krankenschwester Pauline Cafferkey neun Monate nach ihrer Genesung mit einer Hirnhautentzündung ins Krankenhaus gebracht. Es schien, als sei die Krankheit zurückgekehrt. Auch die Krankenschwester aus Texas hatte über Haarausfall, Nerven- und Gliederschmerzen sowie Schlaflosigkeit geklagt.Untersuchungen der Emory University haben nahegelegt, dass das Virus in anderen Orten wie dem zentralen Nervensystem, in den Hoden und Knorpelgewebe verbleibt, sich quasi dorthin zurückzieht. All das sind Teile des Körpers, die durch eine evolutionäre Anpassung eine Art “Immunprivileg” genießen, d.h. sie bestehen aus empfindlichem Gewebe, die sich nicht mehr erneuern können, da ihre Zellen entweder hochgradig spezialisert sind oder sich nicht mehr teilen können. Diese Anpassung soll diese überlebenswichtigen Strukturen vor den potenziell schädlichen Auswirkungen von Fremdkörpern schützen.