Amedspor: Ein kurdischer Fußballverein schreibt Geschichte in schweren Zeiten

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Der türkische Drittligist Amed SK – im Land auch Amedsport genannt – schreibt gerade Geschichte. Zum ersten Mal hat der Verein das Viertelfinale im

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Der türkische Drittligist Amed SK – im Land auch Amedsport genannt – schreibt gerade Geschichte. Zum ersten Mal hat der Verein das Viertelfinale im Rennen um den türkischen Pokal erreicht. Zum Hinspiel empfing Amedspor keinen Geringeren als Top-Club Fenerbahce Istanbul. Allerdings musste Amed SK ohne Publikum gegen den Giganten vom Bosporus antreten. Der Verein war vom türkischen Fußballverband TFF mit einer Platzsperre und einer Geldstrafe belegt worden.

Begründet wurde das mit “ideologischer Propaganda”. Bei vorherigen Spielen Amedspors hatten die Zuschauer unter anderem folgende Slogans gerufen: “Überall ist Widerstand” und “Kinder sollen nicht sterben, sondern zum Spiel kommen”. Zudem wurde Leistungsträger Deniz Naki der Propaganda bezichtigt und für 12 Pflichtspiele gesperrt. Naki erhielt seine Sperre, weil er einen Sieg den vom türkischen Militär getöteten Kurden gewidmet hatte, und er zeigt häufig den auf seinen Arm tätowierten Schriftzug “Azadi”, Freiheit.

Der Knackpunkt: Amedsport ist aus Diyarbakir, der größten Stadt im kurdisch geprägten Südosten der Türkei. Und zu dieser kurdischen Identität steht der Verein. Amed ist der kurdische Name Diyarbakirs. Im vergangenen Jahr erklärte der damalige Präsident Ihsan Avci: “Amedspor ist eine Mannschaft Kurdistans, unsere Mannschaft besteht zu 80 Prozent aus Kurden. Wir haben kurdische Spieler aus allen Ligen dazu aufgerufen, sich uns anzuschließen.”

Amedspor vs Ankaragücü
12 Aralık 2015 Saat 13:00'DE
Şilbe Amedspor Tesisleri pic.twitter.com/t9IMkupkD4

— Deniz Dersim Naki (@DenizDersimNaki) 10 décembre 2015

Le joueur est un habitué des prises de positions politiques en faveur de la population kurde. Son Twitter regorge de publications politisées, ce qui donne des raisons en plus à l’ATT de sévir. Durant un entretien à Sol, Naki a confié qu’il ne regrettait rien : « même s’ils m’avaient suspendu 50 matchs, je n’aurais pas fait différemment. J’ai fait la bonne chose. » Der Club versucht, sich gegen die Sperre zur Wehr zu setzen. Er fühlt sich ungerecht behandelt. Seit Saisonbeginn, so Club-Präsident Ali Karakaş, sei man Ziel regelmäßiger und missbräuchlicher Kontrollen. Im Januar sei eine Antiterroreinheit ins Vereinslokal eingedrungen, nachdem ein Spieler einen Sieg kurdischen Kämpfern gewidmet hatte. Anhänger Bilal Akkulu wurde nach einem Spiel mit 100 weiteren Fans festgenommen. Die Polizei, so sagt er, habe die Verhafteten gezwungen, die türkische Nationalhymne zu singen.

Takımımız, Fenerbahçe maçında açılan “Çocuklar ölmesin, maça gelsin” yazılı pankart nedeniyle (PFDK) sevk edildi. pic.twitter.com/2JP6SyV5W2

— Amedspor SK (@AmedsporSK) 12 février 2016

Den Anhängern dient der Verein als Identifikationssymbol und Hoffnungsschimmer in schweren Zeiten. Bei Auswärtspartien kommt es dagegen oft zu Anfeindungen. Vereinspräsident Ali Karakaş berichtete in einem Interview mit “CNN Turk”, dass die Mannschaft immer wieder “rassistischen Beleidigungen” ausgesetzt sei. Er beklagte, dass der Verband dagegen noch “keinerlei Maßnahmen” vorgenommen habe.

Als Amedspor im Pokal-Achtelfinale beim Erstligisten Bursaspor zu Gast war, gab es für Fouls gegen Amedspor-Akteure, die Gelbe Karten nach sich zogen, lauten Applaus. Zudem wurden Anhänger des Drittligisten wegen angeblicher Sicherheitsbedenken nicht ins Stadion gelassen. Am Ende gewann der Außenseiter trotzdem mit 2:1.

Auch im Hinspiel gegen Fenerbahce, den Spitzenreiter der Süper Lig, holte er am Dienstagabend ein beachtliches 3:3 und wahrte die Chancen aufs Halbfinale. Auch vor diesem Spiel setzte der Club ein weiteres Statement. Beim Einlaufen trug die Elf ein Banner, auf dem erneut der Slogan “Kinder sollen nicht sterben, sondern zum Spiel kommen” zu lesen war. Nun droht eine weitere Bestrafung durch den Verband.

Ülke değil, 75 milyonluk cenaze evi.

— Deniz Dersim Naki (@DenizDersimNaki) 12 janvier 2016

« ce n’est pas un pays, c’est … qui inclus 75 millions de personnes ».

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