euronews-Interview: Anschlag in Ankara ist eine "Machtdemonstration" der Terroristen

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Die Serie blutiger Attentate in der Türkei setzt sich fort. Für den Selbstmordanschlag in Ankara mit 28 Toten hat die Regierung die verbotene

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Die Serie blutiger Attentate in der Türkei setzt sich fort. Für den Selbstmordanschlag in Ankara mit 28 Toten hat die Regierung die verbotene Arbeiterpartei PKK sowie die syrische Kurdenmiliz YPG verantwortlich gemacht. Beide Gruppierungen streiten die Tat ab.

Laut Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit Hilfe des Geheimdienstes 14 Personen festgenommen.

Gleichzeitig eskaliert der Konflikt in der Südosttürkei weiter: Bei einem mutmaßlichen PKK-Anschlag wurden erneut sechs Soldaten getötet. Im Nordirak flog die türkische Luftwaffe Angriffe gegen PKK-Stellungen.

Die Regierung hatte Vergeltung angekündigt. Bedeutet das weitere militärische Konsequenzen auch in Syrien? euronews-Korrespondent Bora Bayraktar sprach darüber mit Atilla Sandıklı vom Institut für Sozialwissenschaften der Haliç Universität:

“Türkei wird Einordnung der PYD als terroristische Organisation forcieren”

euronews:
Was bedeutet der Anschlag? Das Attentat per Autobombe wurde in der Innenstadt von Ankara nahe des Hauptquartiers der türkischen Streitkräfte verübt: Wie interpretieren Sie das?

Atilla Sandıklı:
Der Anschlagsort befindet sich mitten in der Türkei: Das Parlament ist nicht weit weg, Einrichtungen des Präsidialamtes sind ebenfalls ganz in der Nähe. Luftwaffe, Marine und Bodenstreitkräfte sind hier ansässig. Ankara liegt im Herzen der Türkei, das Land ist also an seiner empfindlichsten Stelle angegriffen worden. Die Aussage, die hinter dieser Tat steht, ist: ‘Wir als Terrororganisation haben die Möglichkeiten und die Fähigkeiten, mitten im Land zuzuschlagen.’ Das ist nicht nur die Botschaft der Terrororganisation, sondern auch der Länder, die die Gruppen unterstützen und sie in diesem Stellvertreterkrieg benutzen. Ich glaube, es ist angebracht, die Botschaft auf diese Weise zu interpretieren.

euronews:
Wird die Türkei ihre militärischen Aktivitäten in Syrien in Folge dieses Anschlages einstellen?

Sandıklı:
Nein, das Gegenteil ist der Fall. Die Türkei hat Luftangriffe gegen eine Gruppe von 60 bis 70 hochrangigen PKK-Mitgliedern in Haftanin im Nordirak geflogen, weil sie die PKK für den Anschlag verantwortlich macht. Aber ich glaube nicht, dass die Türkei eine umfassende Militäroperation alleine bewerkstelligen wird. Die Türkei wird meines Erachtens eine Einordnung der PYD als terroristische Organisation wie PKK oder wie die IS-Miliz forcieren. Der Westen sieht sie als gemäßigte Gruppierung an.
Die Türkei kann die Mittel aufbringen, um eine eigene Bodenoffensive durchzuführen oder könnte eine Bodenoffensive Saudi-Arabiens gegen die IS-Miliz unterstützen. Die Türken würden dabei das Thema PYD betonen, weil die Vereinigten Staaten ihnen gesagt haben, sie unterstützen die PYD, da es für sie die einzige Alternative sei. Selbst wenn die Türkei eine Alternative anbieten könnte, ist es dafür zu spät. Ich glaube, die Türkei wird daran arbeiten.

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