Deutsche-Bank-Chefvolkswirt: EU soll Banken retten

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Von Euronews
Deutsche-Bank-Chefvolkswirt: EU soll Banken retten

Europa droht eine neue Bankenkrise, fürchtet David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Besonders Italien und der Zustand der Banken dort bereiten dem Experten nach Medienberichten (“Die Welt”) große Sorgen.

Europa ist schwer krank und muss die Probleme extrem schnell angehen, sonst droht ein Unfall

Er schlägt deshalb ein milliardenschweres EU-Rettungsprogramm vor, etwa ein Drittel der Summe des US-Bankenrettungsprogramms nach der Finanzkrise von 430 Milliarden Euro. Seine Meinung: “Mit 150 Milliarden Euro lassen sich die europäischen Banken rekapitalisieren.”

In Italien Der öffentlich kolportierte Kapitalbedarf von 40 Milliarden Euro dürfte noch konservativ kalkuliert sein, so Folkerts-Landau. Die Bankenrettung hält er für derart dringlich, dass er dafür auch einen möglichen Bruch mit den Regeln der neuen Banken-Richtlinie in Kauf nimmt.

Europa leide vor allem an schwachem Wachstum, hohen Staatsschulden und einer Nähe zur Deflation. “Europa ist schwer krank und muss die bestehenden Probleme extrem schnell angehen, sonst droht ein Unfall”, sagte Folkerts-Landau.

Eigentlich sollte es in der Europäischen Union (EU) nie wieder passieren, dass Steuerzahler für Verluste maroder Banken einspringen müssen. Eine seit Jahresbeginn geltende neue EU-Bankenrichtlinie verbietet staatliche Hilfen, wenn zuvor nicht auch private Gläubiger und Aktionäre für Verluste zur Kasse gebeten wurden.

Im klassischen Bankgeschäft verdienen die Banken wegen der niedrigen Zinsen kaum noch Geld und auch im Investmentbanking bröckeln die Gewinne. Wie zum Beispiel bei der Deutschen Bank: Nach einem Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr hat die Aktie seit Jahresbeginn rund die Hälfte ihres Wertes verloren und ist sogar unter die Tiefs aus der Zeit der Finanzkrise gefallen. Die Deutsche Bank könnte zudem vom Brexit hart getroffen werden, da das Investmentbankinggeschäfts vor allem in London angesiedelt ist und rund 19 % der Erträge aus dem Großbritannien stammen. Vor zwei Wochen bezeichnete der Internationale Währungsfonds (IWF) die Deutsche Bank als den “wichtigsten Nettolieferanten von Systemrisiken” für das globale Finanzsystem.

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