Wie sich Amerikaner und Sowjets im Kalten Krieg die Welt 2017 vorstellten

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Ein sowjetischer Propaganda-Diafilm von 1960 und ein Action-Film mit Arnold Schwarzenegger aus den Achtzigern: kommunistische Utopie und kapitalistische Dystopie.

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Zwei Welten, zwei völlig unterschiedliche Utopien: Wie das Jahr 2017 aussehen wird, darüber drehten sowohl Amerikaner als auch Sowjets in Zeiten des Kalten Krieges einen Film.

Aus der Sowjetunion stammt der Diafilm “Im Jahr 2017” von 1960. Eine ganz andere Vision zeigt der amerikanische Actionfilm Running Man von 1987 mit Arnold Schwarzenegger. Beide Filme sind Produkte ihrer Zeit. Der eine beschreibt in typischer Manier der Sowjetpropaganda eine Welt im Jahr 2017, in der der Sowjetmensch sogar das Wetter kontrolliert und sich im Erdinneren ein schöneres Zuhause schafft. Der andere beschwört eine durch Zensur und Reality-TV beherrschte Welt herauf, in der die Wirtschaft zusammengebrochen ist und Menschen wie Spielfiguren zu Tode gejagt werden.

“Running Man”

Der Streifen mit dem späteren Gouverneur von Kalifornien als Hauptdarsteller steckt gleich zu Beginn die Lage ab: “2017 ist die Weltwirtschaft zusammengebrochen, Lebensmittel, natürliche Ressourcen und Öl sind knapp.” Ein totalitäres Regime regiert mit eiserner Hand und nutzt den Medienapparat, um die Menschen zu unterwerfen und ruhig zu halten.

What would #Althusser make of this?…

2017 predicted in The Running Man? We're living in it https://t.co/NPtQfNxyvO via ConversationUK</a></p>&mdash; Jim Slaven (JimSlaven) January 3, 2017

Die Handlung basiert, stark abgewandelt, auf dem Roman “Menschenjagd” von Stephen King und dreht sich um eine Reality-TV-Show. Ähnlich wie heute in den “Tributen von Panem” müssen Menschen, in diesem Fall verurteilte Verbrecher, um ihr Leben kämpfen – gejagt von professionellen, technisch hochgerüsteten Menschenjägern. Das Ganze vor laufenden Kameras für die Fernseh-Show “The Running Man”. Der Moderator der Show heizt den Massen mit populistischen Phrasen ein.

Auch wenn der Streifen ein typisches Action-Machwerk der achtziger Jahre ist, nimmt er doch manches vorweg – wie eine Art Internet, das “Infonet”, stimmenkontrollierte Technologie und “Jet-Packs”, (Raketenrucksäcke), mit denen Menschen sich fortbewegen.

Wo man heute steht – und fliegt? Siehe den erfolgreichen “Flyboard Air”-Test in Frankreich:

Flyboard® Air Farthest flight by hoverboard (achieved on 30th April 2016… https://t.co/sGedMgOWdt

— wrath (@Wrath_01) December 27, 2016

“Running Man” warnt außerdem davor, wie leicht politischer Wille mit Propaganda und Falschmeldungen durchgesetzt werden kann, insbesondere in einer Welt, in der Information und Unterhaltung miteinander vermengt werden. Parallelen zur Trump-Fernseh-Reality-Show The Apprentice?

Hier können Sie den Filmtrailer ansehen

“Im Jahr 2017”

2017 jährt sich die Oktoberrevolution, mit der die kommunistischen Bolschewiki in Russland die Macht übernahmen, zum hundertsten Mal. Von daher blickte das “Studio Diafilm” 1960 auf das Jubliäumsjahr voraus. Während “Running Man” eher eine zukunftspessimistische Dystopie ist, sahen die Sowjets damals – wie konnte es anders sein – mit großem Optimismus in eine Zukunft, in der der Sowjetmensch alles beherrscht und die “letzten Imperialisten” gerade eine Insel in die Luft sprengen bei einem Test mit der “unlängst entdeckten Meson-Energie”, und so das Wetter durcheinanderbringen. Über allem steht die Nukleartechnik.

Protagonist ist der Schüler Igor – seltsamerweise sind er und seine Mitschüler in der Utopie von 2017 immer noch gekleidet wie in den Sechzigern – der mit seinen Klassenkameraden und seiner Familie die jüngsten Entwicklungen der sowjetischen Technologie nutzt und bewundert. So macht die Klasse einen Ausflug zu einer unterirdischen Stadt, in der ewiger Frühling herrscht, während oben die Schneestürme toben. Der Höhepunkt des Films ist, als Igors Vater auf der fliegenden Wetterstation einen Tornado am Schwarzen Meer “wegstrahlt” und so hunderte Zivilisten, darunter seine Frau und die jüngeren Kinder, vor dem Tod bewahrt.

Igor telefoniert mit seiner Mutter per “Telefon-Videophon”, ähnlich wie heute mit Skype oder Facetime, und lässt sich von einer intelligenten Küchenmaschine das Frühstück machen: Auch hier ein Vorgeschmack auf heutige technische Errungenschaften. In der Prognose, dass die Sowjetunion hundert Jahre überdauere, lagen die Macher des Films allerdings völlig falsch.

Eine der vielen Youtube-Versionen von “Im Jahr 2017”:

Deutsche Untertitel

Mehr über den Film auf russisch

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