Mladic-Urteil: Stimmen aus Serbien

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Von Euronews
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euronews-Reporter Borjan Jovanovski hat sich in Belgrad umgehört.

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Die Menschen in Serbiens Hauptstadt Belgrad sind angesichts des Urteils gegen Ratko Mladic geteilter Meinung. Der ehemalige Befehlshaber der bosnisch-serbischen Truppen ist für manche Serben ein Volksheld, die Menschenrechtlerin Anita Mitic vertritt eine andere Meinung. Sie sagt, Urteile gegen Kriegsverbrecher könnten dabei helfen, das serbische Volk vom Gefühl der Kollektivschuld zu befreien.

„Das ist eine gute Entscheidung. Nun steht fest, dass er ein verurteilter Kriegsverbrecher ist, der Völkermord begangen hat. Einer der schlimmsten Albträume unserer Geschichte spielte sich in Srebrenica ab. Es ist gut, dass jetzt endlich ein Urteil gegen ihn vorliegt”, so Mitic.

Für Milica Djurdjevich von der Organisation „Zavetnici“, die sich für die Belange von serbischen Kriegsveteranen einsetzt, wurde Mladic von einem voreingenommenen Tribunal verurteilt. „Wir sagen seit langer Zeit, dass der Haager Gerichtshof unrechtmäßig und ein eindeutig politisches Gericht ist, das Serben zu Haftstrafen von zusammengerechnet über 1000 Jahren verurteilt hat. Auf der anderen Seite wurde kein einziger Kroate für Verbrechen gegen Serben verurteilt“, betont Djurdjevich.

Was sagen Belgrader Bürger zur Entscheidung des Haager Gerichtes? euronews hat sich umgehört. Eine Frau meint: „Jeder Mensch sollte die Verantwortung für seine Taten tragen – egal, wer diese Person ist.“ Zwei Passantinnen sind sich einig: „Lebenslang – das ist eine Katastrophe. Ich weiß nicht, auf welcher Grundlage das Urteil gefällt wurde; er hat doch nur das serbische Volk verteidigt.“

euronews-Reporter Borjan Jovanovski kommentiert: „Das Urteil des Haager Gerichtes ist ein deutliches Zeichen, dass Serbien 22 Jahre nach dem Dayton-Abkommen in Bezug auf seine Rolle in den Balkankriegen immer noch sehr gespalten ist. Das stellt für den Prozess der serbischen Integration in Europa eine große Bürde dar.“

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