Showdown in Berlin: "Besinnungslos" oder "nur Verlierer"?

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Von Kirsten Ripper mit dpa, Twitter
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Wie endet der Machtkampf zwischen Berlin und München? So sieht es die Presse.

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Wie geht es weiter mit der Regierungskoalition in Berlin? Auch die internationale Presse berichtet über den Machtkampf zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel. Tritt der deutsche Innenminister an diesem Montag jetzt wirklich zurück? Was wird aus der Koalition zwischen CDU/CSU und SPD?

Die Bürger in Deutschland blicken recht ratlos auf den Machtkampf zwischen München und Berlin. In den Medien ist von "Alphatieren" die Rede, die ihre persönlichen Interessen in den Vordergrund stellen.

Sogar die Börse reagiert: Der Euro ist schwächer in die neue Woche gestartet. Am Morgen kostete die Gemeinschaftswährung 1,1650 US-Dollar und damit etwas weniger als am Freitag.

An diesem Montag beraten CDU und CSU ab 17 Uhr noch einmal in Berlin.

Auf Twitter im deutschsprachigen Raum bleibt #Seehofer TRENDING TOPIC, doch schon in Brüssel kennt kaum einer den deutschen Innenminister.

DIE ZEIT: "Besinnungslos" und "wie die Berseker"

Auf ZEIT ONLINE kritisiert Ferdinand Otto die Politiker und nennt sie "besinnungslos" und "Seehofer berauscht von der Macht": "Die Nicht-Entscheidung von Sonntagnacht, der erst angekündigte und dann aufgeschobene Rücktritt Seehofers zeigen: Die CSU hatte zu keinem Zeitpunkt einen Plan, wie sie den Konflikt hätte befrieden können. Das hätte einem erfahrenen Politiker vom Kaliber Seehofer nicht passieren dürfen und zeugt von großer Instinktlosigkeit. Das Flüchtlingsthema vernebelt derzeit die Sinne der Christsozialen. (...) Wie die Berserker pflügen sie derzeit durchs Land. Die Eskalation begann ja nicht erst mit Seehofers Einzug ins Innenministerium. Seit dem September 2017 vollzieht die CSU einen Bruch, der eigentlich schon zwei Jahre zuvor begann. Aber 2015 und 2016 machte die CSU dann doch immer wieder einen Rückzieher, ließ ihren starken Worten zur Flüchtlingspolitik kaum Taten folgen."

Deutschlandfunk: "Should I stay or should I go"

Auf Twitter stimmt der Deutschlandfunk ein Liedchen an: "Should I stay or should I go"

HANDELSBLATT sieht "nur Verlierer"

Im Handelsblatt-Kommentar mit dem Titel "Der Asylstreit von CDU und CSU hinterlässt nur Verlierer" von Thomas Sigmund steht: "Was sich da am Sonntag in der Münchner CSU-Parteizentrale abgespielt hat, lässt einen nur noch ratlos zurück. Wegen eines vergleichsweise lächerlichen Punktes bietet Parteichef und Bundesinnenminister Horst Seehofer seinen Rücktritt an. Er würde damit nicht nur mittelfristig die Regierung, sondern auch die 70-jährige Fraktionsgemeinschaft der Union in den Abgrund ziehen.

Seehofer ist angefeuert oder bedrängt – je nach Sichtweise – von seinen Parteifreunden Markus Söder und Alexander Dobrindt so hoch auf den Baum geklettert, dass ihm nur noch der freie Fall ins politische Nichts bleibt, wie er offenbar denkt."

DE TIJD: "Deutschland muss Klarheit schaffen"

Die belgische Zeitung "De Tijd" erklärt: "Solange es der deutschen Regierung nicht gelingt, die interne Debatte über den Umgang mit der Migrationsproblematik beizulegen, bleibt es schwierig, an einer europäischen Lösung zu arbeiten. Deutschland muss rasch für Klarheit sorgen. (...) Die deutsche Kanzlerin erklärt, dass eine europäische Lösung unmöglich wird, sollte Deutschland die Rolle des Einzelgängers spielen, weil die anderen EU-Mitgliedstaaten das dann ebenso machen würden. Das macht deutlich, dass Horst Seehofer das Kräftemessen mit Merkel nicht gewinnen kann, ohne die mehr als 50 Jahre alte Verbindung zwischen den christdemokratischen Schwesterparteien CDU und CSU zu sprengen und damit eine Regierungskrise auszulösen. Doch Einlenken will er auch nicht, weil er seine Glaubwürdigkeit dann vollständig verlieren würde. Deshalb hat er Sonntagnacht seinen Rücktritt als Innenminister und CSU-Vorsitzender ins Spiel gebracht."

GUARDIAN: "Seehofers Rücktritt eine Atempause für Angela Merkel"

Der GUARDIAN aus London schreibt: "Seehofers Rücktritt würde der unter Druck stehenden Bundeskanzlerin Angela Merkel vorübergehend eine Atempause verschaffen. Denn damit würde ein Politiker verschwinden, der seit seinem Amtsantritt als Innenminister zu ihrem Erzfeind innerhalb der eigenen Regierung geworden ist. Wenn aber nach Seehofers Ausscheiden sein Nachfolger einen ähnlich konfrontativen Ansatz verfolgen würde, könnte dies ein Ende der historischen Allianz von Merkels CDU mit der bayerischen CSU bedeuten. Das würde für die Koalitionsregierung der Kanzlerin das faktische Aus bedeuten."

Kaum einer in Brüssel kennt Seehofer

In Brüssel kennen die EU-Kollegen den deutschen Innenminister Horst Seehofer offenbar noch gar nicht so richtig.

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