Der ungarische Ministerpräsident und der italienische Innenminister: Wie ist das Verhältnis? Unsere Kollegen in Ungarn haben einen Historiker für Zeitgeschichte befragt.
Das Thema Flüchtlings- und Einwanderungspolitik verbindet den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban und den italienischen Innenminister Matteo Salvini. Und das obwohl sie in einem Punkt überhaupt nicht einer Meinung sind: Salvini pocht auf die Umverteilung der Flüchtlinge innerhalb der Europäischen Union, Orban ist strikt dagegen.
Stefano Bottoni, ungarisch-italienischer Doppelstaatsbürger und Historiker für Zeitgeschichte, sagt: „Es war für Ungarn recht einfach, die Grenzen zu schließen und zu überwachen, wie es 2015 durchgeführt wurde. Italien kann seine Seegrenzen nicht so einfach dichtmachen. Deshalb muss Matteo Salvini weiter die Verteilung der Flüchtlinge fordern, selbst wenn er nicht daran glaubt. Für Italien ist es sehr wichtig, all die Flüchtlinge nicht aufnehmen zu müssen, sondern sie an andere europäische Länder weiterzuverteilen", so Bottoni.
Salvini brachte im Juli die Möglichkeit ins Gespräch, in Hinblick auf die Europawahl im kommenden Jahr eine Allianz EU-kritischer Parteien zu schmieden. Wäre Orban dabei? Bottoni hat da seine Zweifel.
Er sagt: „Ich glaube nicht, dass es für Viktor Orban eine echte Option wäre, seine Fidesz-Partei zu einer euroskeptischen Partei zu machen. Ich glaube, die ungarische Regierung wäre eher daran interessiert, innerhalb der Europäischen Volkspartei einen starken rechtsgerichteten Partner zu haben. Das ist Orban wichtig", meint Bottoni.
Zur Europäischen Volkspartei, der konservativen Fraktion im Europaparlament, gehören neben Fidesz unter anderem auch CDU/CSU sowie die ÖVP.