Nobelpreis-Alternative für Maryse Condé aus Guadeloupe

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Von Sigrid Ulrich mit dpa
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Der Literaturpreis der "Neuen Akademie" in Schweden geht an Maryse Condé aus Guadeloupe. Ein Skandal um sexuellen Missbrauch, Geheimnisverrat und Günstlingswirtschaft hatte die Schwedische Akademie erschüttert, sie sagte die Verleihung für 2018 ab

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Der Literaturpreis der "Neuen Akademie" in Schweden geht an Maryse Condé aus Guadeloupe. Die Jury der als Ersatz für den in diesem Jahr abgesagten Literaturnobelpreis ins Leben gerufenen Auszeichnung lobte Condés Werk als wichtigen Teil der Weltliteratur. Die 82-jährige habe in ihren Büchern respektvoll und präzise, aber auch mit Humor über die Verheerungen des Kolonialismus und die chaotische Zeit des Postkolonialismus geschrieben.

Ann Pålsson

Die Leiterin der Jury, Ann Pålsson,

"Die Jury, die aus vier Personen bestand, war in ihrer Entscheidung, wer diesen Preis erhalten sollte, sehr einig. Alle drei Kandidaten waren sehr spannend zu lesen, aber wir waren darin einig, dass die Preisträgerin die Anforderung erfüllt, vom Menschlichen auf der Welt zu erzählen."

Neben Maryse Condé waren auch die kanadische Schriftstellerin Kim
Thúy
, Neil Gaiman aus Großbritannien und der japanische
Schriftsteller Haruki Murakami unter den Finalisten.

Murakami zog sich allerdings im Vorfeld zurück

"NEUE AKADEMIE"

Die „Neue Akademie“ war Anfang 2018 von kulturinteressierten Menschen als Reaktion auf den Skandal um die Schwedische Akademie gegründet worden. Das Gremium hatte nach einer Affäre um sexuellen Missbrauch, Geheimnisverrat und Günstlingswirtschaft  entschieden: 2018 gibt es keinen Literaturnobelpreis.

Laut Zeitungsberichten soll der Ehemann von Akademiemitglied Katarina Frostenson über Jahre hinweg weibliche Mitglieder der Akademie, Frauen oder Töchter von Akademiemitgliedern, Mitarbeiterinnen und sogar die Kronprinzessin belästigt oder missbraucht haben.

Die 47 für den Preis der „Neue Akademie“ nominierten Schriftsteller wurden von schwedischen Bibliothekaren vorgeschlagen, mehr als 32.000 Menschen weltweit wählten die Finalisten, eine vierköpfige Jury bestimmte die Preisträgerin. Das Preisgeld wurde über den Verkauf von Büchern und Spenden gesammelt.

Alexandra Pascalidou

Die Initiatorin des Nobelpreis-Ersatzes, Alexandra Pascalidou:

"Wir meinen, dass Autoren auf der ganzen Welt, Leser und Literatur nicht darunter leiden sollten, wenn ein patriarchalisches, privilegiertes, aristokratisches Umfeld das ihm entgegengebrachte Vertrauen missbraucht. Wir stehen für Anliegen wie Demokratie, Gleichheit und Gleichheit."

SCHWEDISCHE AKADEMIE

Wegen des Umgangs der Schwedischen Akademie mit den Vorwürfen hatten mehrere Akademiemitglieder ihr Amt niedergelegt, so dass nicht mehr die notwendigen zwölf Mitglieder zur Abstimmung über die Aufnahme neuer Mitglieder aktiv waren. Zuletzt hatte sich auch Schwedens König Carl XVI. Gustaf eingeschaltet und die Mitglieder aufgefordert, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Er habe die Entwicklung in der Akademie "mit großer Unruhe verfolgt", erklärte der Monarch und Schirmherr der Kulturinstitution.

Die Preisvergabe wird nicht zum ersten Mal abgesagt, zuletzt wurde der Nobelpreis von 1940 bis 1943 wegen des Zweiten Weltkriegs überhaupt nicht vergeben. Die jahrhundertealten Statuten der Akademie lassen auch zu, in diesem Fall im Folgejahr zwei Nobelpreise zu verleihen. Das hat die Akademie in der Vergangenheit bereits mehrmals getan.

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