100 Jahre Unabhängigkeit - umstrittener "Nationalistenmarsch"

Der Warschauer Pilsudski-Platz in einem Meer von Polen-Flaggen
Der Warschauer Pilsudski-Platz in einem Meer von Polen-Flaggen Copyright REUTERS/Kacper Pempel
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Von Leo Eder
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Polen hat mit Gedenkveranstaltungen und Gottesdiensten den 100. Jahrestag der Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit begangen. Aber auch mit einem umstrittenen "Unabhängigkeitsmarsch".

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Polen hat den hundertsten Jahrestag der Wiedergewinnung seiner Unabhängigkeit begangen, unter anderem mit Gedenkveranstaltungen und Gottesdiensten.

Am 11. November feiern die Polen die Ausrufung der zweiten polnischen Republik im Jahre 1918. Möglich war das damals durch die Niederlage Russlands, Deutschlands und Österreichs im Ersten Weltkrieg geworden.

Schetyna: "Wir können das Jubiläum nicht zusammen feiern"

Erzbischof Stanislaw Gadecki, Präsident der polnischen Bischofskonferenz, mahnte zu einem freundschaftlicheren Umgang miteinander: "Man muss zuerst die Aggression mit Sanftmut mildern. Erst dann kann man sich der Wahrheit und Gerechtigkeit zuwenden. Andernfalls wird die Gewalt zu mehr Gewalt führen und man wird in einen Teufelskreis geraten."

Auch der Vorsitzende der oppositionellen Partei Bürgerplattform, Grzegorz Schetyna, sieht Handlungsbedarf: "Vor 100 Jahren konnten polnische Politiker zusammen sein. Heute sind polnische Politiker gespalten und bekämpfen sich. Wir können das Jubiläum nicht zusammen feiern. Heute werden die Straßen von Wroclaw und Warschau besetzt von denen, die die europäische Gemeinschaft zurückweisen."

Polens Ex-Ministerpräsident und jetzige EU-Ratspräsident Donald Tusk ruft zur Einheit auf: "Ich weiß, dass wir tagtäglich miteinander über das Profil Polens streiten, über die Zukunft unseres Landes. Und ich weiß, dass die Diskussion manchmal zu hitzig geführt wird. Also, Polen, bitte vergib uns. Aber ich weiß auch - und fühle das besonders stark am heutigen Tag - dass das, was uns verbindet wesentlich stärker und wichtiger ist, weil es Polen ist, das zählt."

Umstrittener "Unabhängigkeitsmarsch"

Schetyna und Tusk spielen damit auf die nationalkonservative Regierungspartei PiS an.

Polens Staatspräsident Andrzej Duda und Regierungschef Mateusz Morawiecki hatten zuvor zu einem "Unabhängigkeitsmarsch" in Warschau aufgerufen. Dieser war umstritten, da der Marsch kurzfristig anstelle einer vorübergehend verbotenen Nationalistendemonstration organisiert worden war und den beiden Spitzenpolitikern vorgeworfen wurde, damit nationalistische und rechte Gruppen zu unterstützen.

Laut Innenministerium kamen mehr als 200.000 Teilnehmer zusammen.

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