Das asiatische Vorzeigebeispiel bei Homosexuellenrechten bekommt Kratzer. Millionen Taiwanesen lehnen eine Gleichstellung mit heterosexuellen Paaren ab.
In Taiwan haben Gleichstellungs-Aktivisten einen Rückschlag erlitten. Bei einem Referendum über die Ehe haben sich mehr als sechs Millionen Bürger gegen eine Gleichstellung Homosexueller mit heterosexuellen Eheleuten ausgesprochen.
"Homosexuelle sind Teil der Gesellschaft. Wir sollten nicht aus dem System unseres Staates ausgeschlossen werden", so die Aktivistin Jennifer Lu von der Marriage Equality Coalition. Die Gruppe nennt das Referendum illegal.
Bei der Coalition for the Happiness of Our Next Generation sieht man dagegen einen Sieg für alle, die "Familienwerte und die Erziehung der künftigen Generation" schätzen.
Taiwan gilt als liberale Ausnahme in Asien bei Menschenrechten und der Akzeptanz Homosexueller. Dieser Ruf nimmt durch die Abstimmung Schaden. Direkte Auswirkungen wird das Referendum aber wohl nicht haben; im vergangenen Jahr hatte das taiwanesische Verfassungsgericht geurteilt, dass gleichgeschlechtliche Paare ebenso das Recht haben zu heiraten wie Heterosexuelle.
Taiwan sieht sich als eigenständiges Land, wird jedoch von China beansprucht. International wird Taiwan von vielen Ländern nicht offiziell anerkannt. Im Zuge des Referendums und politischer Probleme hat auch die chinafreundliche Oppositionspartei Kuomintang Aufwind bekommen.