Angebot an Gelbwesten: "Kleingeld" oder teures Versprechen?

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Von Jule Scharr mit afp, dpa
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Macron versucht die "Gelbwesten" zu beruhigen – unter anderem mit 100 Euro mehr Mindestlohn. Nicht mehr als ein paar "Krümel", sagen viele. Doch Macrons Versprechen könnten teuer werden.

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Lange hatte er geschwiegen, nun meldete er sich endlich zu Wort. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich in einer Fernsehansprache an die sogenannten "Gelbwesten“ gewandt.

Dabei räumte er eigene Fehler ein und ging einen großen Schritt auf die Bürger zu. Doch groß genug, um die Wut der Gelbwesten zu beruhigen? Derzeit sieht es nicht so aus.

Präsident macht Friedensangebot

"Ich trage eine Mitverantwortung in dem Ganzen. Es ist möglich, dass ich den Eindruck gemacht habe, dass es mich nicht kümmert, was im Land passiert, dass ich andere Prioritäten habe. Dass ich einige verletzt habe mit meinen Bemerkungen.

Ich möchte heute Abend ganz klar und offen zu Ihnen sprechen. Ich habe mich für Reformen und Veränderungen in diesem Land starkgemacht – des politischen Systems, der Gewohnheiten, der Heucheleien – weil ich an dieses Land glaube wie an nichts anderes und weil ich es liebe", so Macron gestern Abend. 

Gelbwesten fordern weiter Macrons Rücktritt

Das sind Macrons Zugeständnisse an die Gelbwesten:

  • Der Mindestlohn wird um 100 Euro monatlich erhöht

  • dieSteuer- und Sozialabgaben für Renten bis 2000 Euro werden ausgesetzt

  • Überstunden sind künftig wieder steuerfrei

Für einige „Gelbwesten“ ein Erfolg, für andere nicht genug. Sie gehen weiter auf die Barrikaden. “Ich habe Angst, dass jetzt es einige 'Gelbwesten' sagen: Super, 100 Euro mehr Mindestlohn – juhu, cool, dann hör ich auf zu protestieren. Ich habe Angst, dass sich einige 'Gelbwesten' mit den paar Krümeln mehr zufriedengeben", sagt eine Frau, die zur Protestbewegung gehört.

Aufstand mit "ein bisschen Kleingeld beruhigen"

Auch Jean-Luc Mélenchon, dem Vorsitzenden der linken Partei „La France Insoumise“, gehen Macrons Versprechen nicht weit genug. Er fordert, die Superreichen zur Kasse zu bitten.

“Zur Empörung aller, die gegen die Ungleichheit in unserer Gesellschaft sind – insbesondere gegen die Tatsache, dass die einen alles haben und die anderen nichts – dachte der Präsident, dass er den Bürgeraufstand mit ein bisschen Kleingeld beruhigen könnte", so Mélenchon.

Teure Zugeständnisse

Tatsächlich könnte Macrons Entgegenkommen aber teuer werden. Schätzungsweise acht bis zehn Milliarden Euro. Zum Unmut der EU-Partner – denn damit dürfte die Neuverschuldung Frankreichs wieder steigen.

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