Serbien und die EU: politische Unlust und Annäherung an Russland

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Von Euronews
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Der Weg zum EU-Beitritt Serbiens ist noch weit. Nicht nur der Streit um die Anerkennung des Kosovo steht weiterhin im Raum, auch sprechen sich einige im Land für eine Annäherung an Russland aus.

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Wo sich die Donau und die Save treffen, teilen sich die Ansichten. In Serbien, wo die rechte "Radikale Partei" darauf besteht, dass das Land sich nicht um eine EU-Mitgliedschaft bemühen soll.

"Dort ist kein Platz für uns", so der Abgeordnete Aleksandar Šešelj. "Sie nutzen uns nur aus. Und sie wollen, dass der Kosovo ein vollwertiges Mitglied der Vereinten Nationen wird. Das ist für uns inakzeptabel."

Dabei zieht sich der Unwillen, den Kosovo als unabhängigen Staat anzuerkennen, durch alle großen Parteien. Der Kosovo gilt für viele Serben als Geburtsort ihrer Nation. Der Anführer der Radikalen, Šešeljs Vater Vojislav, wurde vom Kriegsverbrechertribunal in Den Hag verurteilt, weil er in den 90er-Jahren im Kosovo-Konflikt zu Deportation und Verfolgung aufgerufen hatte.

EU-freundliche Organisationen werben mit den Vorteilen im Finanz- und Sozialbereich, wenn Serbien einmal EU-Mitglied sein sollte.

"Wir glauben, das bringt uns künftig Nachteile", sagt der Präsident der Europäischen Bewegung Serbiens, Mihailo Crnobrnja, "wir haben mehr Vorteile, wenn wir uns mit Russland, China oder Indien verbünden."

Die verbreitete Annahme, dass eine Mitgliedschaft im NATO-Militärbündnis ein erster Schritt in Richtung EU-Mitgliedschaft ist, steht den Erinnerungen daran gegenüber, wie NATO-Flugzeuge die Region bombardierten.

Serbiens Regierung hat kürzlich neues Gerät für die Armee bestellt. Die Lieferung aus Russland musste jedoch einen Umweg über Ungarn nehmen, Rumänien ließ sie nicht durch.

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des serbischen Büros für soziale Studien zeigt, dass zwei Drittel der Menschen unpolitisch sind. Politik interessiert sie einfach nicht. Das bedeutet nicht, dass sie nicht wählen gehen, die meisten sagen, sie würden für die derzeitigen politischen Verhältnisse stimmen, für die Fortschrittspartei von Präsident Alexander Vucic.

Trotz dieser politischen Unlust sprechen die Menschen in Belgrad offen über die Annäherung an die EU:

Ich dachte immer, dass wir zur EU gehören, also zu Europa. Ich bin optimistisch und glaube, irgendwann werden wir der EU beitreten.
Dina
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die EU zusammenbricht. Sie hat so viele Probleme.
Goran

Wenn die Annäherungsverhandlungen mit der EU keinen neuen Schub bekommen, könnte Serbiens Motivation für einen EU-Beitritt weiter abnehmen.

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