Villazón bringt den Wilden Westen an die Oper Leipzig

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Von Katharina RabillonSabine Sans
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Der vielseitige Künstler versetzt Donizettis "Liebestrank" an einen Filmset für einen Italo-Western der Vierziger Jahre.

**Einst feierte Rolando Villazón als Nemorino in Donizettis Oper "Der Liebestrank" große Erfolge. Jetzt führt der vielseitige Künstler an der Oper Leipzig in diesem Werk Regie. Er inszeniert ein Meisterwerk des Belcanto als Italo-Western und verwandelt Donizettis mitreißende Komödie in ein Cowboy-Filmset der Vierziger Jahre. Das quirlige Universum begeistert an der Oper Leipzig. Sie bringt die große italienische Oper als erste Opernpremiere der Spielzeit 2019/20 auf die Bühne. Gaetano Donizetti gilt neben Rossini und Bellini als einer der drei "Belcanto-Götter". Er komponierte das Werk um das Liebesglück verheißende Getränk innerhalb von 14 Tagen.
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Spiel im Spiel

Rolando Villazón schafft ein Spiel im Spiel. Am Filmset soll der Italo-Western "The Wild, Wild Girl" gedreht werden – mit Adina und Belcore in den Hauptrollen. Dulcamare ist der Regisseur und gibt – unterstützt von Regieassistentin Giannetta – im Film den Arzt.

"Ich wollte die Idee einer Fantasiewelt umsetzen", meint Rolando Villazón. "Wir verbinden so viel mit der Welt des Western, es gibt so viele Western und wer hat nicht schon mal gespielt: 'Du bist der Cowboy und du der Indianer und dann kommt der Sheriff. Das ist eine Welt voller Fantasie - da taucht man wirklich in eine Welt der Fantasie ein."

Tenor Piotr Buszewski ist überzeugt: "Sie haben sicherlich noch nie so einen Liebestrank gesehen. Es passiert so viel auf der Bühne - wie in einem guten Film."

Um die zwei Handlungsebenen voneinander zu unterscheiden, setzt Villazón auf von der Commedia dell'Arte insipirierte Gestik und Mimik:

"Er benutzt viele clowneske Elemente", so Sopranistin Bianca Tognocchi, "und lässtsich von der Commedia dell'Arte inspirieren, von Traditionen meiner Kultur und auch vom Puppentheater."

Adina ist der Star des Films

Im Zentrum des Geschehens: Der tragisch-komische Nemorino, der Adina liebt und denkt, dass der von einem Scharlatan gekaufte Liebestrank Wirkung zeigt.

"Adina ist eine starke unabhängige Frau, sie ist eine richtige Feministin", so die Sopranistin. Nemorino ist ein einfacher Komparse, unsterblich in die Filmdiva Adina verliebt, kann aber nicht immer zwischen Realität und Fiktion unterscheiden.

"Sie sagt es zwar nicht, aber sie liebt ihn auch", erklärt Rolando Villazón. "In dieser Inszenierung ist Adina der Star des Films 'The Wild Wild Girl' - das ist der Filmtitel. Nemorino ist ein richtig guter Freund der Diva, er arbeitet als Komparse am Set. Das Problem ist, dass er nicht unterscheiden kann, was echt ist und was nicht. Das Ganze beginnt mit einer schrecklichen Szene, in der sie weint, und er kommt hinzu und sagt: 'Wein doch nicht' und cut, der Typ hat gerade die Szene zerstört."

Berührende Klage: "Una furtiva lagrima"

Die berühmteste Arie des Stückes ist Nemorinos berührende Klage "Una furtiva lagrima": "Wenn man die Musik zum ersten Mal hört, vermittelt sie das Gefühl von Traurigkeit oder Melancholie, aber die Worte, die Gefühle von Nemorino sind sehr positiv", meint Tenor Piotr Buszewski.

"Una furtiva lagrima - ein sehr einladender, ruhiger Moment", so Villazón. "Als Regisseur gibt man etwas weiter. Es ist eine wunderbare Sache, etwas Schönes zu erschaffen, von dem man denkt, dass es wert ist, es dem Publikum, den Künstlern und allen, die daran beteiligt sind, zu schenken."

Journalist • Katharina Rabillon

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