Die OPEC – selber ein Fossil ?

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Von Sigrid Ulrich mit Reuters
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Die OPEC und andere Öl-Förderstaaten treten weiter auf die Produktionsbremse. So wollen sie die Ölpreise in die Höhe treiben. Doch sie müssen laut Experten auch künftig mit einer deutlich geringeren Nachfrage nach ihrem Öl rechnen

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Die OPEC (Organization of the Petroleum Exporting Countries, Organisation erdölexportierender Länder) und andere Öl-Förderstaaten treten weiter auf die Produktionsbremse. So wollen sie die Ölpreise in die Höhe treiben. Fast sechs Stunden verhandelten die Energieminister der 14 wichtigsten Ölproduzenten in Wien - heraus kam eine Drosselung ihrer Ölförderung um weitere 500.000 Barrel pro Tag (bpd, 159 Liter) in den ersten drei Monaten 2020 („Reuters“). "Wir sehen einige Risiken der Überversorgung im ersten Quartal", so der russische Energieminister Alexander Nowak. Russland ist der Wortführer der unabhängigen Förderländer, der sogenannten Opec+.

ÜBERANGEBOT

Die OPEC-Staaten und die von dem Kartell unabhängigen Förderländer, die sogenannten OPEC+, hatten die Produktionsbremse 2017 gestartet, um auf die wachsende Förderung von Schiefergas in den USA zu reagieren und die Märkte zu stabilisieren. Seit 2014 drückt ein weltweites Überangebot die Barrel-Preise unter die Psycho-Marke von 80 Dollar. Keine Rede mehr von der 100-Dollar-Schwelle wie zu OPEC-Hochzeiten Ende der 1970er Jahre oder während des Arabischen Frühlings (2011).

Im Dezember 2018 hatten die 24 Staaten beschlossen, ihre Produktion im Vergleich zum Oktober desselben Jahres um 1,2 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen. Diese
Vereinbarung gilt noch bis Ende März 2020. Der Ölpreis ist seit Beginn des Jahres leicht gestiegen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete zuletzt gut 63 Dollar - im Vergleich zu rund 57 Dollar Anfang Januar. Insgesamt werden laut OPEC weltweit 99,3
Millionen Barrel Öl am Tag aus dem Boden gepumpt.

TEUFELSKREIS NACHFRAGE-RÜCKGANG

Und die OPEC muss laut Experten auch künftig mit einer deutlich geringeren Nachfrage nach ihrem Öl rechnen. Die Internationale Energieagentur erwartet, dass im ersten Halbjahr 2020 rund 28,3 Millionen Barrel OPEC-Öl am Tag nachgefragt werden. Das Kartell produzierte zuletzt aber nach eigenen Angaben 29,7 Millionen Barrel Öl täglich.

«Mit Blick auf den Ölbedarf müsste die OPEC mindestens um eine weitere Million Barrel kürzen», sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch („dpa“) vor den OPEC-Beratungen in Wien.

AUSLAUFMODELL MONOPOL

Erklärtes Ziel der OPEC ist ein monopolisierter Ölmarkt, der sich gegen die Preisbildung auf dem Weltmarkt durch die Festlegung von Förderquoten für die einzelnen OPEC-Mitglieder und die Regelung der Erdölproduktion absichert.

"Da die OPEC-Länder schon die bisher beschlossenen Kürzungen nicht vollständig eingehalten haben, warten die Märkte wahrscheinlich ab, wie die Kürzungen aussehen werden", so Tatsufumi Okoshi, leitender Rohstoffökonom beim japanischen Finanzhaus Nomura.

Sigrid Ulrich mit Reuters

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