AfD verbreitet Manifest des Täters von Hanau im Internet

Ein Mann aus Hanau erschoss am Donnerstagabend 9 Menschen, er selbst und seine Mutter wurden tot in ihrer gemeinsamen Wohnung aufgefunden.
Ein Mann aus Hanau erschoss am Donnerstagabend 9 Menschen, er selbst und seine Mutter wurden tot in ihrer gemeinsamen Wohnung aufgefunden. Copyright AP/Michael ProbstMichael Probst
Von Alexandra Leistner
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Über den offiziellen Account der AfD wollte sich die Partei von den Taten des Schützen von Hanau distanzieren - verbreitete aber einen Link zu dem Manifest des 42-Jährigen.

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Eigentlich wollte die AfD sich von dem Gedankengut des rechtsextremen Täters aus Hanau distanzieren. Auf dem offiziellen Twitter-Account der Bundespartei schrieb sie, es sei eine Instrumentalisierung, eine Verbindung zwischen der Tat und der Politik der AfD herzustellen. Gleichzeitig schickte die AfD einen Link zu der archivierten Homepage des Täters, Tobias R., und zu einem Dokument, in dem er von einer "Botschaft an das gesamte deutsche Volk" spricht.

Die Internetseite des Täters ist nicht mehr online verfügbar. Der Innenminister von Hessen hatte am Morgen mitgeteilt, dass es bestimmte Beweise gebe, darunter eine Homepage, die auf das rechtsextreme Motiv des Schützen hinweisen.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte in ihrer Stellungnahme vor Medienvertretern am Donnerstagmorgen gesagt, dass es für die CDU und alle Parteien in Deutschland keine Zusammenarbeit mit einer Partei geben dürfe, die teilweise Rechtsextreme und Nazis in den eigenen Reihen dulde. "Diese Partei schafft damit eine Grundlage für genau jenes Gedankengut, das zu Hanau geführt hat."

Twitter
Screenshot des Tweets der Alternative für Deutschland zum Täter von HanauTwitterLeistner, Alexandra

Der AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen hatte am Morgen auf Twitter geschrieben, bei der Tat in Hanau handle es sich weder um linken noch rechten Terror, sondern "die wahnhafte Tat eines Irren".

Das hat nichts mit Politik zu tun.
AfD
Zum "Manifest" des Täters von Hanau

"Jede Form politischer Instrumentalisierung dieser schrecklichen Tat ist ein zynischer Fehlgriff. Es sollen stattdessen alle Menschen unseres Landes gemeinsam mit den Angehörigen um die Opfer trauern", so Meuthen.

Auf Kritik auf das oben genannte Tweet und die Aufforderung, die Weltanschauung des Täters nicht zu verbreiten, reagierte die AfD wiederum mit Unverständnis. "Lesen Sie es! Das hat nichts mit Politik zu tun. Er schreibt nur über sich selbst, sein verkorkstes Leben, die Gedankenkontrolle durch eine Geheimorganisation und wie er 1999 aufgrund eigener Erfahrungen und Zeitungsberichten zu seiner Meinung über "Südländer" kam."

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer nannte die AfD daraufhin "geistige Brandstifter".

Am rechtsextremen, rassistischen Hintergrund der Tat besteht laut Ermittlern kein Zweifel mehr. "Es liegen gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat vor. Diese ergeben sich aus den augenscheinlich von Tobias R. herrührenden Videos und Dokumenten."

Bundeskriminalamt und Landeskriminalamt Hessen werten die Videos und Dokumente derzeit aus. Die weiteren Ermittlungen konzentrieren sich nach Angaben der Bundesanwaltschaft auf die Suche nach Mitwissern oder Unterstützern des Schützen. "Auch wird das Umfeld des mutmaßlichen Täters durchleuchtet und untersucht werden, ob und welche nationalen und internationalen Kontakte bestanden haben", heißt es in einer Pressemitteilung.

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