Afrikanische Schweinepest springt von Ost- nach Westpolen

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Von Hans von der Brelie
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Die Afrikanische Schweinepest ist mehrere hundert Kilometer Richtung Westen "gesprungen", vom Osten Polens bis kurz vor die deutsche Grenze.

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Die Afrikanische Schweinepest ist von Osteuropa bis an die deutsche Grenze vorgedrungen. An der Tierseuche verendete Wildschweinkadaver wurden in Westpolen, nur zehn Kilometer vor deutschem Staatsgebiet, gefunden. Bis vor kurzem wütete die Afrikanische Schweinepest nur im Osten Polens. Der plötzliche Sprung - dreihundert Kilometer Richtung Westen - verängstigt Schweinezüchter auch jenseits der polnischen Grenze, in Deutschland. Noch ist Deutschland frei von Afrikanischer Schweinepest, doch die Seuche rückt immer näher und damit auch die wirtschaftliche Bedrohung.

Für Hausschweine ist die Seuche eine tödliche Gefahr, Menschen können sich hingegen nicht anstecken. Im Osten Polens, dort, wo die Afrikanische Schweinepest 2014 erstmals nach Polen eindrang, haben wir uns mit einem Schweinezüchter im Dorf Ges verabredet. Polens Bauern haben Angst um ihre Existenz, auch Andrzej Waszczuk.

Im vergangenen Jahr mussten 35.000 Hausschweine in Nord-Ost-Polen gekeult werden. Anfang 2020 dann erneut 24.000 Schweine - diesmal in Westpolen. Die Afrikanische Schweinepest wandert von Osten nach Westen.

Schweinehalter Andrzej Waszczuk kritisiert die polnische Regierung und die regionalen Aufsichtsbehörden vor Ort, die Suche nach verseuchten Tierkadavern werde vernachlässigt: "Verendete Wildschweine werden nicht rechtzeitig entfernt, die Kadaver liegen im Wald, die Behörden sammeln sie erst drei, vier Tage später ein. Wir Schweinezüchter sind stinksauer."

Echte Virus-Bomben

Die toten Wildschweinkadaver seien echte "Virus-Bomben", meint Waszczuk, eine Gefahr für alle Schweinehalter in der Gegend. Viele seiner Kollegen haben seit 2014 aufgegeben, Familien ziehen weg, die ländliche, von unzähligen Bauernhöfen geprägte Kulturlandschaft im Osten Polens verändert sich: "Vor dem Ausbruch der Seuche gab es hier 2000 Schweinehalter, heute sind es nur noch 600."

Alarmstimmung auch in Westpolen: die Regierung verlängerte Anfang des Jahres die Jagdsaison für Wildschweine, tausende Tiere wurden abgeschossen, Schweinehalter müssen drakonische Sicherheitsprozeduren in ihren Betrieben beachten.

Deutsch-Polnische Krisentreffen

Die deutsche und polnische Regierung vereinbarten Krisentreffen, Warschau und Berlin sprechen sich mittlerweile untereinander ab, kooperieren. Und in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden wurde eine spezielle Task Force eingerichtet.

Um Deutschlands exportorientierte Fleischindustrie zu schützen, beschloss Sachsen, eine 130 Kilometer lange Wildschweinbarriere zu errichten. Chef des Schweinepest-Krisenstabs im Dresdner Sozialministerium ist Abteilungleiter Stephan Koch, ein Tiermediziner. „Man diskutiert darüber, wie die Ausbreitung der Seuche über die Wildschweine, die ja zwischen Deutschland und Polen hin- und herpendeln, verlangsamt werden kann", so Koch gegenüber Euronews. "Und da wird darüber diskutiert, ob man Barrieren aufbauen kann, sowohl auf polnischer, wie auch auf deutscher Seite, um die Verbreitung der Seuche über die Wanderung der Wildschweine eindämmen zu können.“

Drakonische Mittel

Der sächsische Wildschweinzaun steht mittlerweile, eher ein Netz mit Flatterband und Elektroschocker. Ob das reicht, die Wildschweine vom "Sprung über die Grenze" nach Deutschland abzuhalten?

Auch Polen bekämpft die Afrikanische Schweinepest mittlerweile mit drakonische Mitteln: Jäger dürfen Schalldämpfer verwenden, sogar die Armee darf eingesetzt werden, falls anders der Tierseuche nicht Einhalt geboten werden kann, so steht es in einem Ende 2019 verabschiedeten Gesetz. In den von der Seuche betroffenen polnischen Regionen sollen 90 Prozent der Wildschweine abgeschossen werden.

Journalist • Hans von der Brelie

Weitere Quellen • Pawel Sudol

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