Freies Reisen in Europa? Schwedens Nachbarländer lassen die Grenze zu

Warmes Wetter in Malmö, 26. Mai 2020. Auf einem Schild steht "In Malmö ist alles nah, aber jetzt müssen wir Abstand halten".
Warmes Wetter in Malmö, 26. Mai 2020. Auf einem Schild steht "In Malmö ist alles nah, aber jetzt müssen wir Abstand halten". Copyright Johan Nilsson/AP
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Von Alexandra LeistnerRafael Cereceda
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Schweden gilt seit Beginn des Coronavirus-Ausbruchs aufgrund seiner Herangehensweise bei Eindämmungstaktiken als Sonderfall - und wird es wohl auch in der Lockerungsphase bleiben.

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Die nordischen Länder sind im weltweiten Vergleich relativ glimpflich aus der Coronavirus-Krise hervorgegangen. In vielen Ländern wurden Kontakt- und Ausgangssperren früh verhängt, auch in der Lockerungsphase setzt man in Island, Dänemark, Norwegen und Finnland auf Nummer Sicher.

Das gilt allerdings nicht für Schweden. Die Regierung des skandinavischen Landes hat während Infektions- und Sterberaten stiegen, an ihrem teilweise kritisierten Konzept festgehalten, bei dem anstatt auf vorgeschriebene Restriktionen auf die freiwillige Kooperation der Bevölkerung gesetzt wurde.

Jetzt haben Norwegen und Dänemark beschlossen, ihre Grenzen zu Nachbarländern ab Mitte Juni wieder zu öffnen - und Schweden von dieser Maßnahme auszuschließen. In Dänemark gilt die Einreise für Menschen aus Deutschland, Norwegen und Island mit Ausnahme von Übernachtungen in der Hauptstadt Kopenhagen, für andere Regionen müssen Touristen einen Buchungsnachweis für mindestens 6 Nächste vorlegen. Das teilte Justizminister Nick Haekkerup am vergangenen Freitag mit.

Einwohner anderer europäischer Länder dürfen erst nach dem Sommer wieder nach Dänemark einreisen. "Wir haben die Infektion unter Kontrolle. Wir spüren, wie sich ein Optimismus im Land ausbreitet. Und auch eine Ungeduld, was völlig verständlich ist", sagte Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen.

Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg sagte gegenüber schwedischen Medien, dass ein Übereinkommen über eine gemeinsame Strategie bei Grenzöffnungen mit Schweden bisher nicht erreicht werden konnte. Sie könne sich aber Ausnahmen für Reisen in schwedische Regionen vorstellen, die eine geringe Zahl an Covid-Infektionen vorzuweisen haben.

Hohe Sterblichkeitsrate in Schweden

Während die Sterberate in Dänemark, Finnland, Norwegen und Island bei 98, 56, 43 und 29 pro einer Million Einwohner lag, starben in Schweden 430 Personen pro 1 Mio. Einwohner. Auf rund 10, Mio. Einwohner kamen (Stand Freitag 28. Mai 2020) 36.476 bestätigte Infektionen.

Schwedens "Sonderweg" in der Coronakrise hatte internationales Interesse geweckt. Größere Menschenansammlungen wurden verboten, Universitäten geschlossen. Allerdings blieben Schulen für jüngere Kinder offen, auch Restaurants und Bars waren durchweg geöffnet. Allerdings räumte die schwedische Regierung mittlerweile ein, ältere Bewohner in Pflegeheimen nicht ausreichend geschützt zu haben. Rund 75 Prozent der Covid-Opfer in Schweden lebten in entsprechenden Einrichtungen.

Schwedens Oppositionsparteien haben eine unabhängige Untersuchungskommission gefordert, die die Antwort der Regierung auf die Gesundheitskrise untersuchen soll. Unter anderem wurde kritisiert, dass nicht ausreichend Tests durchgeführt werden.

Am 15. Juni beginnt sowohl für Oberstufen-Schüler als auch für Studenten größtenteils der Unterricht wieder.

Pontus Lundahl/Pontus Lundahl/TT via AP
Staatsepidemiologe Anders Tegnell von der schwedischen Gesundheitsbehörde schaut auf sein Handy während einer Coronavirus-Pressekonferenz in Stockholm, Schweden, 27. Mai 2020.Pontus Lundahl/Pontus Lundahl/TT via AP
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