Forscher der Uni Oxford: Coronavirus kommt nicht aus China

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Hatte das Coronavirus seinen Ursprung wirklich in China? Und ist es erst seit einigen Monaten im Umlauf? Ein Forscher der Universität Oxford hat Zweifel.

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Die Forschung zum neuartigen Coronavirus steckt noch in den Kinderschuhen. Jeden Tag werden neue Theorien zu seinem Ursprung und seiner Verbreitung veröffentlicht. Dass der Erreger wirklich aus China stammt, daran zweifelt ein Experte der Universität Oxford.

Forscher: Virus "schlummerte" vermutlich schon lang

Dr. Tom Jefferson, Dozent für Evidenzbasierte Medizin in Oxford, erklärte im Interview mit der britischen Zeitung “The Telegraph”, die Anzeichen häuften sich, dass das Virus schon vor seinem Auftauchen in China auf der ganzen Welt “geschlummert” haben könnte, vor allem in Abwassern.

Möglicherweise sei es erst dann ausgebrochen, als die Bedingungen hierfür am günstigsten waren. Das würde bedeuten: Der Ursprung lag nicht in China, dort kam es nur zum ersten Ausbruch.

Damit stützt Jefferson die Theorie spanischer Virologen. Vergangene Woche hatte die Universität Barcelona erste Ergebnisse einer Studie vorgestellt, wonach Spuren von Covid-19 bereits im März 2019 in Abwasserproben der Stadt gesammelt wurden, neun Monate vor dem Ausbruch der Pandemie in China.

Wissenschaftler aus Italien geben an, Mitte Dezember Spuren des Virus in Abwasserproben in Mailand und Turin gefunden zu haben. Auch in Brasilien soll es laut Jefferson bereits im November erste Hinweise auf das Coronavirus gegeben haben.

Schlachthöfe: Ansteckung über Abwassersysteme?

Der Forscher glaubt außerdem, dass sich das Virus über die Kanalisation und öffentliche Toiletten verbreitet kann. Vermutlich sei eine Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch nicht der einzige Ansteckunsgweg.

Laut Jefferson könnte das auch eine Erklärung für die Ausbrüche in Schlachthöfen sein. Die Übertragung über die Atemwege könne angesichts der enormen Zahlen nicht der einzige Grund sein.

Die kalten Temperaturen in Fleischverarbeitungsbetrieben könnten zudem die Verbreitung des Virus begünstigt haben. Jefferson nimmt an, dass Temperaturen um 4 Grad Celsius in Schlachtbetrieben, aber auch in Abwasseranlagen zur “Stabilisierung und Aktivierung” des Coronavius beitragen können.

Untersuchungen in Schlachthöfen und Abwasseranlagen hält er deshalb für essentiell, um das Virus und seine Ausbreitungswege besser zu verstehen. Spuren des Erregers seien möglicherweise “immer da. Irgendetwas entzündet sie, vielleicht Menschenansammlungen oder Umweltbedingungen, und danach sollten wir suchen".

Das bedeute auch, dass Viren dieser Art so schnell verschwinden können, wie sie erscheinen. "Wo ist Sars geblieben? Es ist einfach verschwunden."

Weitere Quellen • The Telegraph

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