Anschlag auf die Queen? Lebenslange Haft für Terroristen

Queen Elizabeth während der offiziellen Feierlichkeiten zu ihrem Geburtstag auf Schloss Windsor im Juni 2020
Queen Elizabeth während der offiziellen Feierlichkeiten zu ihrem Geburtstag auf Schloss Windsor im Juni 2020 Copyright Toby Melville/AP
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Von Lutz Faupel
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Der Königsmord hat eine lange Tradition. Erzherzöge, Zaren und Prinzen fielen ihnm zum Opfer. Ein Gericht in London hat nun einen Mann zu lebenslanger Haft verurteilt. Er war mit einem Schwert bewaffnet vor dem Buckingham Palast vorgefahren. Trachtete auch er der Königin nach dem Leben?

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In London hat ein Gericht den ehemaligen Uber-Fahrer Mohiussunnath Chowdhury zu lebenslanger Haft verurteilt. Der 29-jährige war im Sommer 2017 mit einem Schwert bewaffnet vor dem Buckingham-Palace vorgefahren. Polizisten konnten ihn vor dem Amtssitz der Königin überwältigen. Verurteilt wurde er wegen seiner Terrorpläne und der Verbreitung eines terroristischen Propagandavideos. Der Versuch, in die Nähe der Königin von England vorzustoßen, erinnert an andere Fälle ähnlicher Machart.

Schon Zar Alexander II. von Russland und Ludwig XV. von Frankreich mussten sich vor dem damals so gefürchteten Königsmord schützen. Ein sogenannter Anarchist erstach Kaiserin Elisabeth von Österreich am Genfer See mit einer Feile. Rund zwanzig Jahre später fiel der Thronfolger des Landes, Erzherzog Franz-Ferdinand in Sarajevo einem Attentat zum Opfer, bei dem auch seine Frau, Sophie Chotek, die Herzogin von Hohenberg getötet wurde. Es folgte eine diplomatische, bald militärische Kettenreaktion, die schließlich zum Ersten Weltkieg führte. Doch auch die jüngste Geschichte kennt ähnliche Anschläge. Zumal im Vereinigten Königreich.

Die Queen: Eindringling im Schlafzimmer

Im Jahr 1982 schaffte es ein damals 23-jähriger Brite in die Privatgemächer der Königin - sogar bis an ihre Bettkante. Michael Fagan gelang es nicht nur, die Zäune zu überwinden. Er fand außerdem einen Weg, an der Fassade des Palastes emporzuklettern und ins das Gebäude zu gelangen. Er überraschte die Königin in ihrem Schlafzimmer. Das Alarmsystem des Palastes funktionierte nicht. Rund zehn Minuten lang konnte Fagan mit der Königin sprechen. Zuvor hatte er eine Flasche Wein leergetrunken und einen Aschenbecher zerbrochen. Er blutete. Erst als eine Hausangestellte zufällig hinzukam, wurde die Polizei verständigt. Die Anklage gegen Fagan umfasste lediglich den Diebstahl der Weinflasche. Angeblich war ihm der Hausfriedensbruch nicht nachzuweisen. Fagan verbrachte eine Zeit in einer psychatrischen Einrichtung, wurde aber wieder entlassen.

Prinzessin Anne: versuchte Entführung

Auch die Tochter der Queen musste erfahren, wie lückenhaft das Sicherheitssystem der königlichen Familie zu diesem Zeitpunkt war. Es ist der 20. März 1974 gegen 20 Uhr abends. Nach einem Wohltätigkeitsempfang sind die Prinzessin und ihr Mann Mark Philips unterwegs zum Buckingham Palace. An Bord der Limousine sind außerdem der Chauffeur, ein Bodyguard und eine Mitarbeiterin des Palastes. Kurz vor Erreichen des Buckingham Palace drängt ein anderer Wagen die Gruppe von der Straße. Es fallen Schüsse, Chauffeur und Leibwächter werden verletzt, später noch ein Polizist und ein herbeigeeilter Journalist. Prinzessin Anne soll entführt werden, so hat es der damals 26-jährige Ian Ball geplant. Er hat es auf mehrere Millionen Pfund Lösegeld abgesehen. Ihre Rettung verdankt Anne wohl dem Boxer Ronnie Russell. Er soll den Attentäter in Schach gehalten haben. Der Entführer bekennt sich später schuldig, des versuchten Mord und der Entführung. Auch er wird zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, in einer psychatrischen Einrichtung.

Dieser Tweet der königlichen Familie zeigt ganz unten links die junge Prinzessin Anne, drei Jahre vor der versuchten Entführung:

Lord Mountbatten: Tod auf dem Meer

Ein anderer Verwandter der Queen hatte weniger Glück. Lord Louis Mountbatton, aus dem ursprünglich deutschen Haus Battenberg, war ein Onkel von Prinz Philip, außerdem britischer Admiral der Flotte, Earl of Burma und letzter Vizekönig von Indien. Im Alter zog er sich gern auf sein Schloss Mullaghmore in Irland zurück. Das wurde ihm zum Verhängnis. Am 27. August 1979 fuhr er in seinem Boot Shadow V hinaus aufs Meer. Noch in der Bucht von Sligo explodierte eine an Bord versteckte Bombe. Mountbatton selbst, sein Enkel und zwei weitere Insassen wurden getötet, seine Tochter Patricia und andere teilweise schwer verletzt. Die Verantwortung für den Anschlag übernahm die irisch-republikanische Terrororganisation Provisional IRA. Auch hier wurde ein Mann zu lebenslanger Haft verurteilt, später aber begnadigt.

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