Wut im Libanon: Rücktritt der Regierung reicht nicht

Nach der verheerenden Explosion im Hafen der libanesischen Hauptstadt kommt das Land nicht zur Ruhe: Zwar zog Ministerpräsident Hassan Diab die Konsequenzen aus der Katastrophe und den anhaltenden Protesten und trat mit seiner Regierung zurück. Aber bei Demonstrationen zwischen aufgebrachten Libanesen und Sicherheitskräften kommt es weiterhin zu Chaos und Gewalt. Die Demonstranten werfen der politischen Elite Korruption vor und beschuldigen sie, das Land rücksichtslos auszuplündern.
"Der Rücktritt der Regierung reicht nicht aus. Wir wollen, dass die Verantwortlichen für die Explosion und für alles, was in den vergangenen 30 Jahren passiert ist, zur Rechenschaft gezogen werden. Erst dann werden wir zufrieden sein", sagt die 27-jährige Demonstrantin Hind Nehme.
Demonstranten versuchten, eine Betonabsperrung zum Parlament im Zentrum Beiruts zu überwinden. Dabei wurden auch Steine geworfen. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, um die Menge zu vertreiben.
Viele Libanesen machen die Regierung für die Katastrophe mit mindestens 160 Toten und mehr als 6000 Verletzten verantwortlich.
Die Detonation soll durch große Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die dort über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen lagerten. Die Ermittlungen zur genauen Ursache der Katastrophe laufen jedoch noch.