Jung, engagiert: Wer waren die Franzosen, die in Niger getötet wurden?

Archivbild
Archivbild Copyright CHEIKH A.T SY/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
Copyright CHEIKH A.T SY/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
Von Andrea Büring mit afp
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Bei einem brutalen Angriff in Niger wurden am Sonntag sechs Mitarbeiter einer NGO getötet. Wer hinter der blutigen Tat steckt, blieb zunächst unklar. Die Täter waren schwer bewaffnete Menschen auf Motorrädern.

WERBUNG

Sie waren jung, überqualifiziert und arbeiteten in einem der gefährlichsten Gebiete Afrikas:

Das wissen wir über die sechs Franzosen der Nichtregierungsorganisation ACTED, die am Sonntag in Niger getötet wurden:

- Charline F.

Die 30-jährige Doktorantin mit Spezialisierung auf Managementwissenschaften arbeitete fünf Jahre lang als Dozentin an der Universität von Aix-Marseille. Danch wechselte sie für zwei Jahre an die französische Botschaft in Nigeria, bevor sie vor kurzem von ACTED eingestellt wurde. Ihren Posten in Niamey trat Charline erst vor einer Woche an.

So beschreibt sie ihre Schwester Sarah:

Sie war voller Leben, voller Überzeugungen, idealistisch, sie konnte Ungerechtigkeit nicht ertragen, sie kämpfte für ihre Ideen.

Ihre Freundin Anna Gomez-Colombani erinnert sich:

Sie hatte einen starken Charakter, immer zu allem bereit, lustig, voller Menschlichkeit. Es ist schwer, das heute zu sagen, aber sie war sehr lebendig.
Nach dem Niger hatte sie auch vor, nach Jordanien zu gehen und dort zu leben. Wir waren vor einigen Wochen dort. Sie wollte nicht aufhören.

- Stella G.

Sie studierte Marketing und Management in ihrer Heimatstadt Montpellier und dann in der Region Paris, bevor sie sich ab 2015 auf humanitäre Hilfe konzentrierte.

Sie wurde vom Bioforce-Institut ausgebildet und machte erste Erfahrungen bei der NGO Oxfam in der Zentralafrikanischen Republik.

Im Jahr 2020 trat sie Reach bei, einem Programm zur Analyse humanitärer Daten, das von ACTED und seiner Schwesterorganisation Impact ins Leben gerufen wurde.

- Nadifa L.

Nachdem sie für die Unternehmen Axa und Véolia gearbeitet hatte, wechselte sie 2015 in das französische Verteidigungsministerium, wo sie hauptsächlich in Finanz- und Managementfunktionen tätig war.

Sie war 6 Monate lang in Bangui stationiert, wo Nadifa an einer europäischen Militärmission in der Zentralafrikanischen Republik teilnahm.

Zur gleichen Zeit promovierte die junge Frau laut LinkedIn an der Universität Aix-Marseille mit dem Thema "Die Verantwortung von Waffenexportunternehmen".

Sie begann Anfang Dezember eine Ausbildung am Bioforce-Institut in Englisch (Humanitarian Program Manager) und verließ die Armee nach Angaben des Ministeriums im Februar, bevor sie für sechs Monate nach Niger geschickt wurde.

- Myriam D.

Sie stammte aus Toulouse, hatte einen Master-Abschluss in Krisen- und Konfliktmanagement an der Universität Paris-Dauphine und arbeitete bei verschiedenen NGOs in Frankreich und Kolumbien.

Sie kam vor zwei Jahren zu ACTED, zunächst nach Paris, bevor sie nach Tunesien, in den Tschad und nach Niger ging, wohin sie erst vor einigen Monaten versetzt wurde.

Ein Kommilitone an der Universität von Toulouse sagt über sie:

Sie war ziemlich diskret, leidenschaftlich, fröhlich, rücksichtsvoll und eine gute Zuhörerin. Schon damals zog es sie nach Afrika. Kein Wunder, dass sie sich der humanitären Arbeit zuwandte. Ich habe sehr schöne Erinnerungen an sie.

- Léo R.

Er war eines der jüngsten Mitglieder der Gruppe. Léo war ein engagierter Student, der 2019 als Praktikant zu ACTED kam, während er noch an einer Wirtschaftshochschule studierte.

Nach einem Praxissemester in der Pariser Zentrale von ACTED wurde er als "Freiwilliger" in das Büro der NGO in Niamey entsandt, wo er in der Logistik arbeitete.

- Antonin G.

Antonin G. war ein Wissenschaftler für Umweltökonomie und Dozent an einer Pariser Universität.

WERBUNG

In seinem LinkedIn-Profil bekundet er sein Interesse an verschiedenen humanitären Einsätzen.

Sein Professor am National Institute of Statistics and Applied Economics, Geoffrey L. Barrows:

Er war ein wunderbarer junger Mann, brillant und sehr engagiert, was die wirtschaftliche Entwicklung von Krisenstaaten betrifft. Ein Thema, das er sicherlich erfüllender als BWL fand, obwohl er ein ausgezeichneter Akademiker war.
Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Sahel-Konferenz: Frankreich geht im Kampf gegen den Terror voran

13 Seeleute auf Tankern vor Westafrika gekidnappt

Zwei Soldaten bei Rettungsaktion von vier Geiseln in Westafrika getötet