Juan Carlos de Borbón: ein Denkmal stürzt vom Sockel

Eine Büste von Juan Carlos im Jardines del Campo del Moro in Madrid (3. August 2020)
Eine Büste von Juan Carlos im Jardines del Campo del Moro in Madrid (3. August 2020) Copyright Manu Fernandez/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Juan Carlos De Santos Pascualeuronews
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Ehebruch, Großwildjagd, Schmiergelder - das sind die drei großen Hashtags in der Aufregung um den abgedankten König Juan Carlos von Spanien. Doch wie wurde er wahrgenommen, bevor das perfekte Bild Risse bekam?

Ein alter Mann, der mit Tippelschritten über rote Teppich läuft, von Krankheit gezeichnet, schüchtern lächelnd - soweit das durch Medien verbreitete Bild des abgedankten Königs Juan Carlos von Spanien im Jahr 2020. Längst hat sein Sohn Felipe seinen Platz eingenommen. Doch Spanien und die königliche Familie kommen dennoch nicht zur Ruhe.

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Er spaltet das Land. Dabei wurde er doch einst als Retter der Monarchie gefeiert: Wer war Juan Carlos von Spanien bevor sein Bild erste Risse zeigte?

Die Anfänge

Juan Carlos gehört zu Dynastie der Bourbonen, die die Habsburger ablösten und das Land seit dem Spanischen Erbfolgekrieg zu Beginn des 18. Jahrhunderts regierten, mit nur wenigen Unterbrechungen. Seine Vorfahren hatten Spanien nach Ausrufung der Republik 1931 verlassen müssen. So kam der spätere König 1938 in Rom zur Welt. Nach Verhandlungen mit Diktator Francisco Franco ließ sich Juan Carlos Vater 1948 auf einen Handel ein: Die spanische Monarchie sollte nach dem Tod Francos wieder auferstehen dürfen - unter einer Bedingung: Juan Carlos sollte zum Nachfolger Francos erzogen werden, um das Land auch nach dessen Tod weiter faschistisch zu führen.

1975

Tatsächlich wurde Juan Carlos am 22. November zum König von Spanien gekrönt, zwei Tage nach dem Tod des Diktators Francisco Franco, der das Land regiert hatte, seit seine Truppen den spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 gewonnen hatten.

Als Prinz von Spanien war Juan Carlos gezwungen worden, der Franco-Bewegung die Treue zu schwören. Er trat oft an der Seite des Generals auf und lobte dessen Leistungen.

Ohne Wissen des Diktators traf sich der Prinz jedoch gegen Ende seines Lebens heimlich mit Oppositionsführern und Exilanten, und sobald er König war, leitete er rasch Reformen ein.

1976 — 1978

Juan Carlos entließ im Juli 1976 den Ministerpräsidenten Spaniens und ersetzte ihn durch den wenig bekannten Politiker und Anwalt Adolfo Suárez.

In den folgenden Monaten wurden die zuvor verbotenen politischen Parteien, darunter die Sozialisten und Kommunisten, legalisiert - trotz des starken Widerstands des rechten Militärs. So erkannte auch die politische Linke die Monarchie in Spanien an.

Im Mai 1977 verzichtete der Vater von Juan Carlos, der von vielen Monarchisten als der legitime König angesehen wurde, auf seinen Thronanspruch. Im folgenden Monat fanden in Spanien die ersten demokratischen Parlamentswahlen seit 1936 statt. Die Wahlbeteiligung war hoch. Die zentristische Bewegung von Suarez wurde zur meistgewählten Partei.

Eine neue spanische Verfassung stellte die konstitutionelle Monarchie wieder her. 1978 wurde sie vom Parlament verabschiedet.

Diese Zeit machte auch ein Amnestiegesetz möglich, das politische Gefangene befreite, aber auch den Tätern von Verbrechen während des Bürgerkriegs und der nachfolgenden Franco-Diktatur umstrittene Straffreiheit gewährte.

1981: Die Feuerprobe

Diese fand am 23. Februar 1981 statt, als francotreue Militärs versuchten, einen Staatsstreich zu inszenieren. Sie stürmten das Parlament in Madrid und feuerten in die Luft. In einer Zeit, in der das Land am Abgrund stand, hielt Juan Carlos I. eine Rede, die zur Beruhigung der Bürger beitragen sollte:

"Die Krone, Symbol der Beständigkeit und Einheit des Vaterlandes, kann in keiner Weise Handlungen oder Haltungen von Menschen tolerieren, die versuchen, den demokratischen Prozess mit Gewalt zu unterbrechen.

Denn in Spanien musste man nicht unbedingt Monarchist sein, um sich als "Juancarlista" zu zu sehen. Der versöhnliche und vertrauliche Ton des Staatsoberhauptes und seine Leistungen machten die Monarchie zu einer unantastbaren Institution.

1982 — 2012

Die aktive Teilnahme des Monarchen an der spanischen Politik endete faktisch mit den Wahlen von 1982, die die Sozialisten an die Macht brachten. Spanien trat 1986 der damaligen Europäischen Gemeinschaft bei.

Obwohl seine Rolle nun weitgehend zeremonieller Natur war, wurde Juan Carlos zum Symbol der Einheit des Landes. Mitte der 2000er Jahre hatte der König eine Zustimmungsquote von mehr als 65 Prozent.

Halt den Mund!

Das Band zwischen den Regierungschefs und dem König war eng, und Juan Carlos I. verließ in einem denkwürdigen Moment den iberoamerikanischen Gipfel 2007 in Santiago de Chile. Der venezolanische Präsident Hugo Chávez hatte den ehemaligen spanischen Regierungschef José María Aznar angegriffen, woraufhin dem Monarchen der Kragen platzte: "Warum hältst du nicht den Mund?"

Der König konnte sich kaum vorstellen, dass fünf Jahre später auch er Opfer der Krise werden würde. Während Millionen von Spaniern unter den Folgen des schlimmsten wirtschaftlichen Debakels der letzten Jahrzehnte litten, ging Juan Carlos auf Elefantenjagd in Botswana - und das in Begleitung einer Frau, die nicht Königin Sofia war. Die Veröffentlichung von Fotos der Jagd in spanischen Zeitschriften war der Anfang vom Ende des Juan Carlos de Bourbón als Liebling der Nation.

Mit diesem Tweet informierte das spanische Königshaus im Jahr 2014 über die Abdankung von Juan Carlos als König von Spanien:

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Denn das Vertrauen in die Monarchie begann zu schwinden, was zu seiner Abdankung im Jahr 2014 führte. Die Ermittlungen der schweizerischen Staatsanwaltschaft wegen versteckter Konten, die Folgen seiner ehelichen Untreue und die zweifelhafte Herkunft eines Teils seines Vermögens führten zur Verbannung des Königs.

Journalist • Alasdair Sandford

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