Polen neues Energiestrategie setzt auch auf AKWs

Polen neues Energiestrategie setzt auch auf AKWs
Copyright euronews
Von Leszek Kabłak
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Noch ist unklar, wo der erste Reaktor gebaut wird. Atomkraft soll künftig 20 Prozent des nationalen Bedarfs ausmachen.

WERBUNG

Kernkraftwerke kennt man in Polen nur aus Film und Fernsehen. Aber man weiß um mögliche Auswirkungen wie beispielsweise nach der Tschernobyl-Katastrophe. Polen ist eines der wenigen europäischen Länder, in denen es keine AKWs gibt.

Neue Energiestrategie

Laut der neuen Energiestrategie der Regierung soll sich das ändern: "Wir brauchen ständig neue Energiequellen. Wir brauchen neue Kraftwerke, die die dynamisch wachsende polnische Wirtschaft mit Strom versorgen", sagt Zbigniew Gryglas aus dem Ministerium für Staatsvermögen.

Polen will die Kohle nicht ganz aufgeben. Das Land kann den Energiebedarf der Wirtschaft nicht mit erneuerbaren Energien decken. Deshalb plant die polnische Regierung den Aufbau eines zivilen Nuklearsektors.

"Wir erreichen etwas, das für Europa sehr wichtig ist", meint der Energie-Experte und Abgeordnete Grzegorz Tobiszowski. "Zum einen schützen wir die Umwelt und zum anderen erhalten wir die Energiesicherheit."

Kampf für Klima und saubere Luft

Und Polens Präsident Andrzej Duda erklärt auf einer Veranstaltung: "Es ist ein Kampf für Klima und saubere Luft. Wir müssen unseren Energiesektor umbauen. Wir brauchen mehr Energie auf Gasbasis. Wir werden wahrscheinlich auch Kernkraftwerke bauen."

Aufgrund mangelnder Erfahrung und Knowhow kann Polen das nicht allein. Das Land wird mit Frankreich oder den USA zusammenarbeiten:

"Ich denke, mit einer Entscheidung können wir bereits in diesem Jahr rechnen. Die Verhandlungen sind im Gange, aber es wäre meinerseits unverantwortlich, wenn ich Hinweise geben würde, wer den Zuschlag bekommt. Denn es geht um viel Geld", so der Sprecher der polnischen Regierung Piotr Muller.

Laut der Regierung soll Atomkraft künftig 20 Prozent des nationalen Energiemixes ausmachen. Piotr Naimski, Regierungsbevollmächtigter für die strategische Energieinfrastruktur sagt: "In den kommenden 20 Jahren wollen wir die Atomkraft auf 6 bis 9 Gigawatt ausbauen, d.h. wir werden sechs Atomkraftwerke an verschiedenen Orten bauen."

Noch ist unklar, wo der erste Reaktor gebaut wird: "Über den Standort des ersten Kernkraftwerks wird derzeit gesprochen. Es soll an der Ostsee gebaut werden. Zwei Standorte westlich von Danzig sind derzeit im Gespräch", so Pawel Gajda, Abteilung für Kernenergie AGH.

Aufgrund vieler offener Fragen sind die Baukosten schwer abschätzbar. Schätzungen der Regierung belaufen sich auf 25 bis 30 Milliarden Euro. Aber laut Piotr Naimski kann sich das Land den Bau von Atomkraftwerken leisten.

Euronews-Reporter Leszek Kabłak in Krakau: "Seit über 30 Jahren wird in Polen über den Bau von Kernkraftwerken gesprochen - auch in dieser Regierung. Angesichts der ökologischen Herausforderungen und des politischen Drucks von außen, scheint es, dass Polen dieses Mal den Worten Taten folgen lassen wird."

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Unverzichtbar? Polen und die Kohle

Polens Präsident Andrzej Duda fordert NATO-Mitglieder auf, Verteidigungsausgaben auf 3% des BIP zu erhöhen

Aufruhr gegen Brüssel: Polen erlebt den bisher gewalttätigsten Bauernprotest