Unverzichtbar? Polen und die Kohle

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Von Euronews
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euronews-Reporter Leszek Kablak hat sich in Polen umgeschaut: Wie steht's um die Kohle?

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Wenn der Sommer vorbei ist und die kalte Jahreszeit beginnt, baut Polen auf Kohle, um Wohnungen und Häuser behaglich zu machen.

„In Polen ist das Heizen mit Kohle die billigste Lösung. Mit Gas zu heizen ist doppelt so teuer“, sagt ein Mann.

Allein im vergangenen Jahr wurden in Polen 63 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Rund 80 Prozent der Energie stammt hier aus dem „Schwarzen Gold“.

„Aus praktischen Gründen, wegen der Energiesicherung und der Sicherheit unserer Bürger sagen wir: Selbstverständlich wenden wir uns der erneuerbaren Energie zu, wir sorgen uns um die Umwelt, wir wollen die neueste Technik zur Anwendung bringen, aber wir können es uns nicht leisten, einen Stromausfall zu riskieren", so Grzegorz Tobiszowski, Europaabgeordneter der nationalkonservativen Partei „Recht und Gerechtigkeit“.

Umweltschützer verweisen auf die Verschmutzung, für die das Verfeuern von Kohle sorgt. Insbesondere im Winter, wenn die Öfen angeworfen werden.

42.000 Kumpel arbeiten in Polen unter Tage

Geotechniker Pawel Bogacz erläutert: „Wir sind ein Land, das sich noch entwickelt und den Rückstand der Vergangenheit aufholt. Das müssen wir im Hinterkopf haben. Dieser Wirtschaftszweig ist sehr wichtig für uns. Da hängen viele Arbeitsplätze dran."

Rund 42.000 Kumpel arbeiten in Polen unter Tage. Das Bergbauunternehmen Polska Grupa Górnicza betreibt Gruben in 42 schlesischen Gemeinden - die Kohle sorgt für Arbeit.

„Ein Arbeitsplatz im Bergbau schafft vier weitere in anderen Bereichen. Es geht hier um 300.000 Menschen, die mit diesem Industriezweig in Zusammenhang stehen“, sagt Bergbauunternehmer Tomasz Glogowski.

Dass die Kohle irgendwann keine Rolle spielen soll, ist für Kumpel Lukasz Ostrowski undenkbar. „Ich kann mir das nicht vorstellen. Ohne Kohle ist Schlesien am Ende. Das wäre ein zweites Detroit."

Detroit war als Automobilstandort einst DIE Industriestadt der USA - doch das ist lange her. Ähnliches könnte Schlesien blühen, so die Wirtschaftsexpertin Maria Trepinska. „Bytom ist ein typischer Fall in Schlesien: Eine Stadt, die früher groß und jetzt klein ist. Die ist vollkommen zusammengebrochen. Sollte entschieden werden, die Bergwerke schnell zu schließen, würde es Schlesien nicht mehr geben“, sagt sie.

euronews-Reporter Leszek Kablak kommentiert: „Nur mit erneuerbaren Energieformen kann der polnische Bedarf nicht gedeckt werden. Polens große Kohlevorkommen und fehlende Atomkraftwerke verdeutlichen, dass das Land in den kommenden Jahrzehnten nicht auf Kohle verzichten kann. Aber die Frage ist: Kann es sich das langfristig leisten?"

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