Lewis Hamilton (35): ein ehrgeiziger Junge aus dem Norden von London

Lewis Hamilton in Istanbul
Lewis Hamilton in Istanbul Copyright Clive Mason/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Kirsten Ripper mit dpa
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Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton ist nicht in einer reichen Familie aufgewachsen. Seine Erfolge hat sich der Brite hart erkämpfen müssen.

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In den vergangenen Monaten hat Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton eigentlich (fast) immer gewonnen. Die Formel 1 - als Motorsport mit besonders teuren Autos - wirkt oft wie eine Freizeitbeschäftigung für die besonders Reichen dieser Welt.

Doch das Leben war nicht immer einfach für den 35-jährigen Briten aus Stevenage im Norden von London, der sich in der Black-Lives-Matter-Bewegung engagiert und im Interview nach dem Sieg in Istanbul sagt: "Ich wollte nicht, dass die Leute meine Tränen sehen." Für die spontane Bemerkung, dass er aus einer Art "Slum" komme, hat sich Hamilton vor Jahren sofort entschuldigt.

Schon als kleiner Junge wusste Lewis Hamilton, dass er Autorennen fahren wollte. Seine Mutter Carmen - eine Weiße - und sein Vater Anthony - eine "Person of Color" - haben sich getrennt, als Lewis zwei Jahre alt war. Hamilton selbst bezeichnet sich als "F1's first black driver". Dabei war er auch rassistischen Anfeindungen ausgesetzt.

Sein Vater - der teilweise vier Jobs gleichzeitig hatte, um über die Runden zu kommen - schenkte dem Sohn ein ferngesteuertes Modellauto, als Lewis fünf Jahre alt war. Damit gewann der spätere Weltmeister die ersten Rennen.

Auf Instagram schreibt Lewis Hamilton, wie dankbar er seinem Vater dafür ist, dass er ihn immer unterstützt hat.

"Ich bin Lewis Hamilton und eines Tages möchte ich mit Ihren Autos Rennen fahren"

Mit acht begann Lewis Hamilton mit dem Kartfahren und gewann schnell Meisterschaften.

Als er neun Jahre alt war, bat Hamilton den McLaren-Formel-1-Teamchef Ron Dennis um ein Autogramm und sagte zu ihm: "Hallo, ich bin Lewis Hamilton. Ich habe die Britische Meisterschaft gewonnen, und eines Tages möchte ich mit Ihren Autos Rennen fahren." Dennis schrieb zum Autogramm: "Rufen Sie mich in neun Jahren wieder an, dann regeln wir das." Doch der McLaren-Boss war aufmerksam geworden und ließ das fahrerische Können des Jungen beobachten.

Die BBC hat die Geschichte von Lewis Hamilton in einem Clip nacherzählt, den der Star auf Twitter geteilt hat.

Seine Fans kennen die Kindheit ihres Stars.

Michael Schumacher lobte die Karting-Fahrkünste des damals 16-Jährigen im Jahr 2001 und sagte Hamilton eine Karriere in der Formel 1 voraus. Schon in der Formula A lernte der Brite den späteren Formel-1-Kollegen Nico Rosberg kennen.

Seinen Platz in der Formel 1 im Team McLaren bekam Hamilton nach seinem Erfolg in der GP2-Meisterschaft und nachdem Juan Pablo Montoya zu NASCAR und Kimi Räikkönen zu Ferrari wechselten.

Lewis Hamilton holte seinen ersten Formel-1-Sieg beim Großen Preis von Kanada 2007 bei seinem sechsten Grand Prix.

Seit 2013 fährt Lewis Hamilton im Rennstall von Mercedes. Sein Teamkollege ist Nico Rosberg, der Jugendfreund aus der Karting-Zeit.

Vorbild Ayrton Senna

Als Vorbild für seinen Fahrstil nennt der Brite den Brasilianer Ayrton Senna, der im Alter von 34 Jahren in Imola beim Großen Preis von San Marino 1994 tödlich verunglückt ist.

Inzwischen gilt Luis Hamilton als der beste Formel-1-Pilot seiner Generation.

Von seinen Fans als Superstar gefeiert, wurde der seit Jahren reichste britische Sportstar für seinen Jet-Set-Lifstyle kritisiert.

In Corona-Zeiten sind auch das Leben und die Social Media Posts von Lewis Hamilton weniger ausschweifend.

Interview nach dem Großen Preis der Türkei

Fragen an den alten und neuen Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton in der Online-Pressekonferenz nach seinem zehnten Saisonsieg beim Großen Preis der Türkei am Sonntag in Istanbul.

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Frage: Was haben Sie nach diesem historischen Sieg zu sagen?

Lewis Hamilton: Mein Vater hat immer gesagt, dass ich Taten auf der Strecke sprechen lassen soll. Ich hoffe, diese Leistung hat für sich gesprochen. Ich habe mit fünf Jahren die Formel 1 im Fernsehen gesehen und habe davon geträumt, auch dabei zu sein. Es hat lange gedauert, um hier zu sein. Ich bin unendlich dankbar, hier zu sein.

Frage: War das das beste Rennen in Ihrer Karriere?

Hamilton: Ich fahre schon sehr lange. Da ist es schwer, Vergleiche zu ziehen. Jedes Rennen fühlt sich irgendwie wie das erste an. Sie alle sind einzigartig, aber dieses hat sich sehr, sehr gut angefühlt. Gerade unter diesen schweren Bedingungen. Viele haben heute die Kontrolle verloren und das war ein großer Test für mich. Ich fühle, ich habe heute etwas Großes erreicht. Viele haben das nicht erwartet, auch ich selbst habe das nicht unbedingt erwartet. Aber ich fühle mich mit jedem Rennen besser, das scheint nicht aufzuhören.

Frage: Sie haben mit Michael Schumacher nach WM-Titeln gleichgezogen. Wie fühlt sich das an?

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Hamilton: Es ist kein Geheimnis, dass ich diesen Weg als Schwarzer hier alleine gegangen bin. Als ich jünger war, gab es niemandem in diesem Sport, der aussah wie ich. Es war einfach zu denken, dass es für mich unmöglich ist, dort dabei zu sein. Ich hoffe, dass meine Leistungen zeigen, dass es egal ist, wo man herkommt und man groß träumen sollte. Man soll seinen eigenen Weg beschreiten. Es war sehr hart. Hart beschreibt es eigentlich gar nicht. Ich hoffe, dass ich diese Botschaft jedem Kind geben kann, dass man nie aufgeben darf und immer an seine eigenen Fähigkeiten glauben soll.

Frage: Was haben Sie gedacht, als Sie über die Ziellinie fuhren?

Hamilton: Ich verliere sehr selten die Kontrolle. In den letzten Runden musste ich mir aber sagen, dass ich durchhalte. Alle diese Emotionen kamen auf und ich habe versucht, sie zu stoppen. Ich habe an meine ganze Karriere gedacht. Als ich fünf Jahre alt war und die erste Meisterschaft gewonnen habe. Als ich über die Linie gefahren bin, hat es mich erwischt und ich bin in Tränen ausgebrochen. Ich konnte das einfach nicht begreifen. Ich bin sehr stark, aber ich konnte das ohne Leute wie meinen Vater gar nicht schaffen. Ich habe an ihn gedacht oder auch an meine Mutter. Ich wollte nicht, dass die Leute meine Tränen sehen, aber es war einfach zu viel.

Frage: Noch haben Sie keinen Vertrag für die kommende Saison. Gehen Sie jetzt in die Verhandlungen?

Lewis Hamilton: Das ist etwas, das wir jetzt angehen. Ich wollte warten, bis der Job getan ist. Jetzt wird es etwas ruhiger. Wir werden es hinbekommen, da bin ich mir sicher. Aber es sind auch noch drei Rennen, noch ist nicht alles vorbei.

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