Zwischen "nicht nötig" und Begeisterung: Covid-19-Impfstart in Russland

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Von Galina Polonskaya, su
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Als erstes europäisches Land hat Russland am Samstag in Moskau mit großangelegten Impfungen gegen das Coronavirus begonnen – noch vor Großbritannien. Bis Ende des Jahres werden voraussichtlich 2 Millionen Dosen vom Impfstoff "Sputnik V" produziert.

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Als erstes europäisches Land hat Russland am Samstag in Moskau mit großangelegten Impfungen gegen das Coronavirus begonnen – noch vor Großbritannien. Auch in China wird bereits geimpft. Dabei kommen zunächst Impfstoffe heimischer Hersteller zum Einsatz.

Der russische Impfstoff "Sputnik V" muss bei mindestens minus 18 Grad Celsius gelagert werden. Die staatliche staatliche Poliklinik N2 im Süden Moskaus zum Beispiel hat dafür einen speziellen Kühlschrank. Die Impfdosis wird aufgetaut, während der Patient einen Gesundheitscheck macht. Menschen mit chronischen Krankheiten und schwangere Frauen können nicht mit "Sputnik V" geimpft werden.

NEBENWIRKUNGEN

Jeder Impfkandidat muss innerhalb von 3 Wochen für einer zweiten Schuss wiederkommen. Eine Liste möglicher Nebenwirkungen finden die Patienten in einer speziellen Broschüre.

Natalia Shindryaeva, Chefarztin der staatlichen Poliklinik N2:

«Unwohlsein und Schwächegefühle können auftreten, und zwar innerhalb der ersten 24 Stunden – und ein Temperaturanstieg um einige Zehntel-Grad. Das ist aber sehr selten.“

In ersten Studien klagte 1 von 6 Personen über Nebenwirkungen.

Die ersten „Impfkunden“ für Sputnik V erklärten, es sei ihnen egal, dass die klinischen Studien noch nicht abgeschlossen seien.

Ärzte schätzen, dass es nach der Impfung bis zu 40 Tage dauern kann, bis die Immunität aufgebaut ist, und warnen die Menschen nach der Impfung vor öffentlichen Räumen.

Kozlov Dmitry, Sozialarbeiter und Lehrer:

„Wenn die russische Regierung diesen Impfstoff für die Massenimpfung empfohlen hat, werde ich zu denen gehören, die ihn voll und ganz unterstützen. Es ist sehr wichtig für mich, in Sicherheit zu sein. Für mich ist es sehr wichtig, dass meine Arbeit, die Betreuung von Rentnern und mein Unterricht niemanden in Probleme oder Schwierigkeiten bringt."

Aleksey, Verwaltungsbeamter an der Jüdischen Universität in Moskau:

“Nebenwirkungen des Impfstoffs kann man nicht mit den Symptomen einer Coronavirus-Infektion vergleichen.”

"Sputnik V"-Entwickler sagen, dass der Impfstoff zu 95 Prozent wirksam ist.

IMPFMUFFEL

Nicht alle in Russland sind so begeistert – laut einer aktuellen Umfrage hält die Mehrheit der Menschen es gar nicht für notwendig, sich überhaupt gegen Covid-19 impfen zu lassen.

Bleibt die Nachschub-Frage. Bis Ende des Jahres werden voraussichtlich nur 2 Millionen Dosen produziert. Russland hat rund 145 Millionen Einwohner.

Wieviele von ihnen krank wurden oder sind, ist umstritten. Der operative Corona-Stab kommt aktuell auf 43 600 Opfer bisher, laut Statistikamt Rosstat waren es schon von April bis September mindestens 11.000 mehr.

Galina Polonskaya, su

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