Khaled K.K.: Ein Leben vom Krieg geprägt

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Von Anelise Borges
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Der Syrer kämpfte auf der Seite der Rebellen, wurde verwundet. Heute lebt er in Deutschland. Wie blickt er auf sein Heimatland und seine Entscheidung, sich zu bewaffnen?

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Khaled K.K. war syrischer Rebellenkämpfer. Mittlerweile lebt er in Europa, sein genauer Wohnort wird aus Sicherheitsgründen geheimgehalten. Gegenüber euronews-Reporterin Anelise Borges schilderte er seine Erlebnisse.

„Wir haben immer wieder an die internationale Gemeinschaft appelliert, denn das war das Einzige, was wir tun konnten. Doch dann haben wir die Hoffnung verloren und uns gesagt: Gut, wir müssen uns auf uns selbst verlassen", so Khaled K.K.

Was ich getan habe, ist etwas, das Menschen das Leben nimmt
Khaled K.K.
ehemaliger syrischer Rebellenkämpfer

Der Konflikt in Syrien lief aus dem Ruder und wurde zusehends mit Waffengewalt ausgetragen: Zwischen der Armee und vielen verschiedenen Rebellengruppierungen. Eine davon ist die sogenannte Freie Syrische Armee. Khaled K. war 21 Jahre alt, als er sich dem bewaffneten Kampf anschloss. Er war bereits in den Libanon geflohen, kehrte aber in sein Heimatland zurück um zu kämpfen.

Bewaffneter Kampf: „Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte"

„Ich war jung und kein Arzt. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Also habe ich mich entschieden, zu kämpfen - eine Waffe zu tragen und zu kämpfen. Aber ich wusste nicht, wie man eine Waffe benutzt, ich hatte vorher noch nie eine echte Waffe gesehen", sagt er. Borges fragt nach: „Hatten Sie das Gefühl, dass sie mit dem Kampf das Richtige taten?" Khaled K.K. antwortet: „Meistens ja, aber manchmal habe ich mir selbst Fragen gestellt, denn was ich getan habe, ist etwas, das Menschen das Leben nimmt."

Die Kämpfe nahmen an Heftigkeit zu, der syrischen Armee wurde vorgeworfen, Fassbomben abzuwerfen und damit auch stark bevölkerte Gegenden anzugreifen. Zwei Jahre nach dem Ausbruch des Krieges waren eine Million Menschen ins Ausland geflohen, rund zwei Millionen wurden innerhalb des Landes vertrieben.

Barack Obama, damaliger US-Präsident, betonte im August 2012: „Wir haben dem Assad-Regime und anderen Gruppen vor Ort sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass es für uns eine rote Linie ist, wenn wir sehen, dass jede Menge chemische Kampfstoffe im Umlauf sind oder eingesetzt werden. Das würde meine Einschätzung der Lage verändern."

Etwas zu zerstören ist ganz einfach, jemanden zu töten mag ganz einfach sein.
Khaled K.K.
ehemaliger syrischer Rebellenkämpfer

Rund ein Jahr nach Obamas Aussage gab es Meldungen über Giftgasangriffe auf Vororte der Hauptstadt Damaskus. Die betroffenen Gebiete befanden sich zum Zeitpunkt der Vorfälle teils in Rebellenhand, teils waren sie umkämpft. Es wurde von Hunderten von Toten berichtet. Ermittlungen der Vereinten Nationen erbrachten Beweise, dass das Gas Sarin eingesetzt wurde. Regierung und Rebellen gaben sich gegenseitig die Schuld.

„Ich habe gelernt, dass Gewalt zu nichts führt"

Khaled K. wurde im Laufe der Gefechte verwundet, zweimal wurde er angeschossen. Er schaffte es, Syrien zu verlassen: Erst war er wieder im Libanon und wollte zurück nach Syrien. Doch sein gesundheitlicher Zustand machte eine Operation notwendig. Ihm wurde letztlich eine Aufenthaltsgenehmigung in Frankreich gewährt, dort wurde er rund zwei Jahre lang ärztlich behandelt. Mittlerweile lebt er andernorts. Er sagt: „Ich habe gelernt, dass Gewalt zu nichts führt und dass es ebenso gefährlich ist, sich dem Leben zu stellen wie sich dem Tod zu stellen. Dafür braucht man nur mehr Energie. Etwas zu zerstören ist ganz einfach, jemanden zu töten mag ganz einfach sein. Aber Vertrauen aufzubauen, Freude und Wissen zu verbreiten, etwas wiederaufzubauen, ist sehr schwer. Sehr schwer."

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