Politischer Kampf um Raum in der Nordsee

Windpark vor der belgischen Küste bei Zeebrügge
Windpark vor der belgischen Küste bei Zeebrügge Copyright ERIC HERCHAFT/AFP
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Von Gregoire Lory
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In der Nordsee ringen Windparks und Fischfangflotten um ein immer kleiner werdendes Aktionsgebiet

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Dutzende von Kilometern vor den europäischen Küsten spielt sich nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit ein politischer Kampf ab. Um die Energieproduktion zu steigern, entsteigen immer mehr Windturbinen dem Wasser - sehr zum Ärger der europäischen Fischer. Die Windparks verbieten häufig den Fangflotten den Zugang, wodurch sie - etwa in der Nordsee - das Fanggebiet deutlich einschränken.

Um einen nachhaltigen Fischfang zu betreiben, brauche man so viel Platz wie möglich, denn Fischen sei zuallererst eine Jagd, meint der Chef des belgischen Reederverbandes, Emiel Brouckaert. Die Entwicklung der Windparks nehme viel von diesem Platz, was für die Fischerei ungünstig sei.

Um bis 2050 Schadstoff-Neutralität zu erreichen, setzt die EU-Kommission auch auf Windenergie, die dank der Turbinen auf hoher See ein Drittel des Stroms liefern soll. Die Fischer befürchten nun eine weitere Einschränkung ihres Fanggebiets, das sie bereits mit der Frachtschiffahrt und Naturschutzzonen teilen müssen.

Für Umweltschützer ist dies schlicht eine neue Realität. Die Fischerei sei nur eine von vielen Branchen, die auf See um Platz kämpften, sagt Sarah Vanden Eede von der Umweltorganisation WWF. Deswegen müsse versucht werden, mit Hilfe von maritimen Raumplänen alle Aktivitäten zu koordinieren, basierend auf dem Bewußtsein, dass man es mit einem Ökosystem zu tun habe. Derzeit müssten aber alle Branchen Kompromisse eingehen.

Am Mittwoch stellte der niederländische EU-Abgeordnete Peter van Dalen Pläne für eine dauerhaft Koexistenz der verschiedenen Interessen vor. Es sei zu überlegen, künftige Windparks in den zahlreichen Naturschutzzonen in der Nordsee zu errichten, so sagt er. Dann solle geprüft werden, ob bestehende Windparks für den Fischfang geöffnet werden könnten. Dies sei nicht einfach, vor allem wegen Fragen der Haftbarkeit, doch solle dies zumindest untersucht werden.

Umweltschützer lehnen dagegen jede Aktivität in Naturschutzzonen ab. Die EU solle sich auf die Entwicklung neuer Technologien konzentrieren. Die EU sollte ernsthaft innovative Forschungs- und Entwicklungsprojekte unterstützen, so Alexandre Cornet vom WWF. Dies sei ein Sektor mit zahlreichen Technologien, die die Umweltbelastung abmildern oder die Projekte mit größerer Entfernung von den Küsten möglich machen könnten. Hier könnten EU-Geldern etwas völlig Neues schaffen.

Sicher ist: Die 110 Windparks in Europa werden weiter anwachsen.

Journalist • Stefan Grobe

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