Wie viele Impfstoffdosen sind (bislang) in den EU-Ländern eingetroffen?

Astrazeneca-Impfstoff im Vaccine Village in Antwerpen, Belgien, 16.03.2021
Astrazeneca-Impfstoff im Vaccine Village in Antwerpen, Belgien, 16.03.2021 Copyright AP Photo/Virginia Mayo
Von Lauren Chadwick
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Rund 92 Millionen Dosen Corona-Impfstoffe sind bislang von den Impfstoffherstellern an die EU-Länder geliefert worden.

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Rund 99 Millionen Dosen Corona-Impfstoffe sind bislang von den Impfstoffherstellern an die EU-Länder geliefert worden. Es wird erwartet, dass noch vor den Sommermonaten weitere Millionen Dosen eintreffen werden.

Vier Impfstoffe sind für den Einsatz in der EU zugelassen - die mRNA-Impfstoffe von Pfizer/BioNTech, Moderna, der Vektorimpfstoff von AstraZeneca/Oxford und der Impfstoff von Johnson & Johnson.

Die EU wurde für das schleppende Tempo der Impfkampagne heftig kritisiert. Kritiker meinen, dass die EU den Unternehmen bessere Anreize bieten müsste, um die Impfstoffproduktion zu erhöhen, noch bevor die Impfstoffe zugelassen werden.

Während die EU-Länder im Durchschnitt etwa 14 Prozent ihrer erwachsenen Bevölkerung mit einer Impfdosis versorgt haben, sind es in Großbritannien 60 Prozent, und in den USA sind es mindestens 40 Prozent. Im Folgenden werfen wir einen Blick darauf, wie die Impfstoff-Beschaffung in der EU funktioniert.

Wie funktioniert die Beschaffung von Impfstoffen?

Die Europäische Kommission stimmte zu, im Rahmen einer im Juni 2020 veröffentlichten Impfstoffstrategie Vorabkaufvereinbarungen mit Impfstoffentwicklern abzuschließen.

Die Idee hinter den Vereinbarungen war, die Vorlaufkosten für Impfstoffhersteller im Austausch für eine bestimmte Anzahl von Impfstoffdosen zu finanzieren. Die Vereinbarungen wurden nach Verhandlungen mit Impfstofflieferanten und dem Input aller Mitgliedsstaaten in einem Lenkungsausschuss unterzeichnet.

Die EU investierte 2,7 Milliarden Euro über ihr Nothilfeinstrument, um die Impfstoffverträge zu finanzieren, und konzentrierte sich auf den Aufbau eines vielfältigen Portfolios von Impfstoffen.

Kritiker sind der Meinung, dass die daraus resultierenden Produktions- und Lieferverzögerungen zum Teil aus diesen Verträgen resultierten. Aus ihrer Sicht hätten diese Verträge Klauseln über Strafzahlungen beinhalten sollen, wenn die Unternehmen die vereinbarten Dosen nicht vor ihrer Zulassung produzieren.

"Wenn Sie ein professionell geführtes Unternehmen sind und einen Vertrag über einige hundert Millionen Dosen abschließen, und die andere Seite, die den Vertrag bestellt, den Vertrag bis zur allerletzten Sekunde stornieren kann, und die allerletzte Sekunde bedeutet Zulassung durch die EMA, dann werden Sie nicht alles tun, um sofort mit der Produktion zu beginnen, um Ihre Verpflichtung zu erfüllen", sagte Gustav Oertzen, Dozent für Strategic Management Decisions an der Leuphana Universität Lüneburg.

"Was Sie machen werden, ist, dass Sie bis zur letzten Sekunde warten und erst dann ernsthaft mit der Produktion beginnen, also wenn die EMA das genehmigt hat."

Wie erfolgt die Verteilung?

Die EU-Kommission hat erklärt, dass der Verteilung der Impfstoffdosen die Bevölkerungsstruktur der einzelnen Mitgliedsstaaten zugrunde liegt. 

Sobald ein Vertrag mit dem Unternehmen festgelegt war, mussten die Mitgliedsstaaten entscheiden, ob sie die volle Menge der zugeteilten Dosen für jeden Impfstoff erwerben wollten. Wenn das nicht der Fall war, wurden diese Impfdosen unter den Mitgliedsstaaten umverteilt.

Offiziell heißt es, einige Mitgliedsstaaten hätten sich entschieden, die logistisch schwieriger zu handhabenden Impfstoffe, wie die mRNA-Impfstoffe, die bei kälteren Temperaturen gelagert werden müssen, nicht in vollem Umfang zu kaufen.

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hat mehrfach kritisiert, dass der Bevölkerungsschlüssel nicht fair sei, aber nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hatten die meisten europäischen Länder bis Ende März ausreichend Impfdosen erhalten, um etwa 10 Prozent ihrer Bevölkerung vollständig zu impfen.

Die Zeitpläne für die Lieferung der Impfstoffe werden zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten und den Impfstoffherstellern vereinbart. Ein EU-Sprecher erklärte, dass die EU-Kommission über die Zeitpläne "auf dem Laufenden" gehalten wird.

In einigen Ländern werden die Impfstoffdosen an einen festen Standort ausgeliefert, von dem aus das Land dann die Verteilung organisiert. Andere Länder ordern die Impfstoffe direkt an die Zentren, in denen Impfungen stattfinden.

Die Impfstoff-Lieferkette

Die Lieferketten für Corona-Impfstoffe sind komplex und erstrecken sich über mehrere Länder.

So stammen die verwendeten Grundstoffe und der Wirkstoff des Impfstoffs von Pfizer und BioNTech zumeist aus Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten, obwohl auch der deutsche Standort von BioNTech beteiligt ist.

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Derzeit erfolgt die Herstellung und Abfüllung des Impfstoffs in Europa durch den Pfizer-Standort in Puurs, Belgien. Von dort aus wird er direkt an die Impfstellen versandt.

Puurs ist auch "Pfizers primäre Produktionsstätte für Impfstofflieferungen außerhalb der USA", erklärte ein Sprecher gegenüber Euronews.

Das bedeutet, dass die Firma seit den neu eingeführten Exportbestimmungen der EU-Kommission zusätzlichen Mehraufwand beim Ausfüllen von entsprechenden Formularen hat.

Dies "hat eine erhebliche administrative Belastung für unsere straff kalibrierten Lieferketten verursacht", sagte ein Pfizer-Sprecher.

Der Impfstoff von Pfizer/BioNTech besteht aus etwa 280 Materialien, die von 86 Lieferanten und aus 19 verschiedenen Ländern stammen, doch das Unternehmen hat den gesamten Herstellungsprozess auf 60 Tage reduziert.

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Stephanie Lecocq, Pool via AP
Kühlschränke mit dem Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer in Puurs, Belgien, 30.03.2021Stephanie Lecocq, Pool via AP

Auch der Johnson & Johnson-Impfstoff durchläuft während des Herstellungsprozesses mehrere Länder und Standorte.

In Europa wird der Wirkstoff in Leiden, in den Niederlanden, hergestellt, dann aber bei -70 Grad Celsius zu den Produktions- und Abfüllstandorten transportiert. In der EU gibt es Produktionsstätten, an denen der Impfstoff in Frankreich, Spanien, Deutschland und Italien hergestellt wird, zusammen mit anderen Firmen. 

Nach Angaben des Unternehmens dauert die Herstellung einer Charge des Impfstoffs von Anfang bis Ende zwischen 60 und 70 Tagen. Obwohl der Impfstoff bereits Anfang März zugelassen wurde, werden die ersten Impfdosen nicht vor dem 19. April in den EU-Ländern eintreffen.

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