Kinder und Covid-19: Wie gefährlich sind Kids bei Virus-Verbreitung?

Vater hilft seiner Tochter beim richtigen Aufsetzen eines Nasen-Mund-Schutzes, 10.06.2020
Vater hilft seiner Tochter beim richtigen Aufsetzen eines Nasen-Mund-Schutzes, 10.06.2020 Copyright Seth Wenig/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit dpa
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Neue Studien aus Berlin zu Aerosolen im Kinderchor sowie zur Virenlast bei Kindern zeigen, dass die Kleinen die Pandemie höchstens genauso viel verbreiten wie Erwachsene - eher weniger.

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Mehr als ein Jahr nach Beginn der Pandemie in Europa ist die Verbreitung des Coronavirus durch Kinder weiterhin ein auch unter Forschenden umstrittenes Thema. Zwei neue Studien aus Berlin beschäftigen sich mit Kindern und Covid-19.

Kinder stoßen weniger Aerosole aus als Erwachsene

Die Charité und die TU Berlin haben durch Tests mit einem Kinderchor von 8- bis 10-Jährigen herausgefunden, dass Kinder weniger Aerosole ausstoßen als Erwachsene. Die Ergebnisse wurden auf ZENODO veröffentlicht.

Zu den Studienteilnehmer:innen: "Vier Mädchen und 11 Jungen, alle zwischen 8 und 10 Jahre alt (Median 9,7 Jahre), nahmen an der Untersuchung teil. Sie waren Mitglieder zweier semiprofessioneller Kinderchöre (Staats- und Domchor Berlin, Mädchenchor der Sing-Akademie zu Berlin) mit Singerfahrung zwischen eineinhalb und viereinhalb Jahren. Als Referenzgruppe wurden 15 Mitglieder (8 Frauen, 7 Männer, Alter 23 bis 64 Jahre, Median 43,1 Jahre) eines semiprofessionellen Erwachsenenchores (Philharmonischer Chor Berlin) untersucht - alle mit mehrjähriger Singerfahrung.*

Der Direktor der Klinik für Audiologie und Phoniatrie an der Charité, Dirk Mürbe erklärt: "Kinder im Volksschulalter emittierten beim Sprechen eine Anzahl von Partikeln in der Größenordnung wie Erwachsene beim Atmen, und beim Singen emittierten sie ähnlich viele Partikel wie Erwachsene beim Sprechen."

Sport draußen sollte erlaubt sein

Schon im April hatten Aerosol-Forscher wie Gerhard Scheuch gefordert, dass Kinder (und Erwachsene) draußen wieder Fußball sowie andere Sportarten betreiben könnten.

"An der frischen Luft verflüchtigen sich Aerosole sehr schnell, die nötige Konzentration für eine Ansteckung wird dadurch nicht erreicht." erklärte der Biophysiker. Kontaktzeiten seien im Fußball ohnehin sehr kurz. "Darum: Lasst die Leute, speziell die Kids, wieder kicken. Es ist ja Wahnsinn, was wir aktuell machen", meinte Gerhard Scheuch.

Christian Drosten zur Viruslast bei Kindern

Ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin um Prof. Dr. Christian Drosten hat für mehr als 25.000 COVID-19-Fälle die Menge des Viruserbguts in der PCR-Probe bestimmt und daraus die Ansteckungsfähigkeit der positiv getesteten Personen abgeschätzt. Die im Fachmagazin Science veröffentlichte Arbeit vermittelt eine Vorstellung zur Infektiosität von Patientinnen und Patienten verschiedenen Alters und unterschiedlicher Symptomschwere.

Die Analyse nach Altersgruppen zeigt kaum Unterschiede in der Viruslast bei Infizierten zwischen 20 und 65 Jahren - im Schnitt enthielten deren Rachenabstriche rund 2,5 Millionen Kopien des Sars-CoV-2-Erbguts. In den Proben derkleineren Kinder bis fünf Jahre lagen mit rund 800.000 Erbgutkopien jedoch die niedrigsten Viruslasten vor. 

Bei älteren Kindern und Jugendlichen glichen sich die Werte mit steigendem Alter denen der Erwachsenen an. "Die Viruslast-Unterschiede bei den jüngsten Kindern liegen gerade noch unterhalb der Grenze dessen, was man als klinisch relevant betrachten würde", betonte Christian Drosten. "Darüber hinaus muss man verstehen, wie die Werte zustande kommen, und dies korrigierend einbeziehen."

Bei Kindern werden kleinere Abstrichtupfer zur Entnahme der Proben verwendet, die die Ergebnisse beeinflussen könnten.

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