Was nun in Schweden: Schafft Löfven doch noch einen Kompromiss?

Stefan Löfven (21.6.2021)
Stefan Löfven (21.6.2021) Copyright Anders Wiklund/ANDERS WIKLUND
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Von Euronews mit AFP, dpa
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Mitten in der Pandemie war die Regierung von Löfven gestürzt worden. Er hatte danach zwei Möglichkeiten: Rücktritt oder Neuwahl. Die Entscheidung musste innerhalb einer Woche fallen.

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Eine Woche nach einem Misstrauensvotum im Parlament hat der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven seinen Rücktritt eingereicht. Das gab der 63 Jahre alte Chef der Sozialdemokraten am Montag in Stockholm bekannt.

Allerdings warnen Experten davor, Löfven zu schnell abzuschreiben.

Der ehemalige Gewerkschafter und Schweißer mit dem Körperbau und der Nase eines Boxers, der manchmal als "rechter Sozialist" beschrieben wird, brachte die schwedische Linke 2014 zurück an die Macht .Nach den Wahlen 2018 hat sich Löfven weiter der politischen Mitter angenähert..

Für die einen ist er ein Meister des Konsens, für die anderen ein visionsloser Apparatschik. Nach einem Konflikt mit der Linken anlegte war Stefan Löfven am 21. Juni der erste schwedische Regierungschef, der ein Misstrauensvotum verlor.

Seinen jetzt angekündigten Rücktritt nennt Löfven: "Die schwierigste politische Entscheidung meines Lebens", wie er am Montag sagte.

Man sollte ihn nicht zu schnell abschreiben: Auch aus den verloren geglaubten Wahlen 2018 war er als Sieger hervorgegangen, und die Möglichkeit, dass Löfven durch geschickte Verhandlungen die Krise noch einmal überstehen könnte, bleibt auf dem Tisch.

Geboren in Stockholm als Sohn einer alleinerziehenden Mutter, die es sich nicht leisten konnte, für ihn zu sorgen, wuchs er in Sollefteå, 500 Kilometer nördlich der Hauptstadt, bei einer Pflegefamilie auf, deren Vater ein Fabrikarbeiter war.

Er wurde Schweißer und engagierte sich Anfang der 1980er Jahre in der Waffenfabrik, in der er arbeitete, erstmals in einer Gewerkschaft., Zwischen 2006 und 2012 übernahm Stefan Löfven den Chefposten bei der Gewerkschaft Metall.

Er gilt als schlechter Redner, aber er kommt "authentisch" rüber, und laut einer Umfrage würde eine Mehrheit der Schweden lieber an seinem Tisch sitzen als an dem seines Hauptgegners, des Vorsitzenden der Konservatien  Ulf Kristersson.

In einer traditionellen Linken, die es in Europa schwer hat - es gibt nur noch sechs sozialdemokratische oder sozialistische Regierungschefs unter den 27 EU-Mitgliedern - hatte Löfven es geschafft, an der Macht zu bleiben, auch wenn das bedeutete, seine Basis zu verwirren, indem er sich weiter nach Rechts bewegte.

"Ich werde manchmal als rechter Sozialist bezeichnet, weil ich denke, dass die Industrie wichtig ist. Das finde ich sehr seltsam", verteidigt sich der 60-Jährige.

"Stefan Löfven wird vielleicht für seinen Erfindungsreichtum und seine Fähigkeit, Opfer zu bringen, um die Sozialdemokraten an der Macht zu halten, in die Geschichte eingehen", so die Tageszeitung Dagens Nyheter, die ihn wegen seines Talents, unentwirrbare politische Knoten zu lösen, mit dem Magier Houdini verglich.

Mitten in der Pandemie war die Regierung von Löfven gestürzt worden. Im Parlament von Stockholm sprach eine Mehrheit dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Stefan Löfven das Misstrauen aus. Damit war die rot-grüne Minderheitsregierung abgewählt. 

Löfven hatte danach zwei Möglichkeiten: Rücktritt oder Neuwahl. Die Entscheidung musste innerhalb einer Woche fallen.

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