Bundeswehr- und US-Soldat:innen sowie afghanische Sicherheitskräfte haben sich Gefechte mit unbekannten Angreifern geliefert. Ein Afghane starb.
Bei Gefechten afghanischer Sicherheitskräfte sowie deutscher und US-amerikanischer Soldat:innen mit unbekannten Angreifern am Nordtor des Flughafens Kabul ist eine afghanische Sicherheitskraft getötet worden.
Drei weitere wurden nach Bundeswehr-Angaben verletzt. Alle Soldat:innen der Bundeswehr blieben demnach unverletzt.
Vom Nordtor starten die Evakuierungsflüge, mit denen westliche Staaten nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban eigene Bürger:innen und afghanische Ortskräfte außer Landes bringen.
Kräfte der ehemaligen afghanischen Armee sind an der äußeren Zugangsschleuse zum Flughafen eingesetzt. Eine zweite, innere Zugangsschleuse wird von US-Soldat:innen bewacht.
Die verletzten afghanischen Sicherheitskräfte wurden von norwegischen Sanitäter:innen auf dem Flughafengelände behandelt. In den vergangenen Tagen hatte sich die Sicherheitslage zugespitzt. Auch zwei Deutsche wurden auf dem Weg zum Flughafen verletzt, mindestens einer davon durch Schüsse. Im Gedränge vor den zeitweise geschlossenen Toren des Flughafens gab es am Wochenende mindestens sieben Tote.
Sorge vor Attentat auf Flughafen
Die Situation am Flughafen ist seit Tagen extrem angespannt. Tausende Menschen harren dort aus, um einen Flug ins Ausland zu ergattern. Unter den Wartenden sind zahlreiche Frauen und Kinder.
Zuletzt war die Sorge vor einem möglichen Attentat auf den Flughafen, etwa durch die Milz Islamischer Staat, gewachsen. "Die Bedrohung ist real, sie ist akut, sie ist anhaltend", hatte der Nationale Sicherheitsberater von Joe Biden, Jake Sullivan, erst am Sonntag gewarnt.
Die Taliban und der regional aktive Zweig der IS-Miliz sind verfeindet und haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.
Evakuierungen der USA länger als 31. August?
Unterdessen hat US-Präsident Joe Biden mitgeteilt, dass man im Gespräch mit dem Militär sei, die Evakuierungsmission der in Afghanistan womöglich über das Monatsende hinaus zu verlängern.
Der Demokrat versprach erneut, jeden ausreisewilligen Amerikaner nach Hause zu bringen. Biden zeigte sich weiter überzeugt, dass die Entscheidung eines vollständigen Truppenabzugs kein Fehler war.
Biden erklärte, dass seit dem 14. August fast 28.000 Menschen mit Flugzeugen der USA und der internationalen Koalition, inklusive ziviler Charterflugzeuge, aus Afghanistan herausgeholt worden wären. Seit Juli seien es etwa 33.000. Der 78-Jährige zeigte sich aber unbeirrt in seiner Überzeugung, dass seine Entscheidung eines vollständigen Truppenabzugs kein Fehler war.
Die US-Regierung bemühe sich außerdem darum, afghanische Unterstützer des Einsatzes, andere gefährdete Afghanen sowie Staatsbürger von Partnerländern außer Landes zu schaffen.
Die Bundeswehr hat inzwischen mehr als 2700 Menschen aus Kabul ausgeflogen, darunter mehr als 1800 Afghan:innen. In der Hauptstadt des Nachbarlandes Usbekistan, Taschkent, landete nach Angaben der Bundeswehr aus der Nacht ein Flugzeug mit 213 Passagieren. Vor einer Woche hatten die militant-islamistischen Taliban Kabul erobert und die Macht übernommen. Seitdem fürchten sich Oppositionelle, Journalistinnen, Menschenrechtler und auch Ortskräfte, die für westliche Staaten tätig waren, vor Racheaktionen.