Blühen uns britische Verhältnisse? 80.000 Lkw-Fahrer:innen gesucht

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Lange Schlangen vor Tankstellen, leere Supermarktregale - was wir in den vergangenen Wochen in Großbritannien gesehen haben, könnte auch irgendwann in Deutschland drohen.

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Lange Schlangen vor Tankstellen, leere Supermarktregale - was wir in den vergangenen Wochen in Großbritannien gesehen haben, könnte auch irgendwann in Deutschland drohen. Bei den Briten ist unter anderem der Brexit Schuld am Lkw-Fahrer:innen-Mangel, in Deutschland fehlt der Nachwuchs.

Bereits heute fehlen nach Angaben des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) 60.000 bis 80.000 Berufskraftfahrer:innen. Der Verband warnt vor einem Versorgungskollaps wie in England bereits in zwei bis drei Jahren. Denn den jährlich rund 30.000 Kraftfahrer:innen, die in Rente gehen, stünden nur etwa 17.000 neue Berufseinsteiger:innen gegenüber.

In einer Studie des Bundesverkehrsministeriums heißt es, dass bis Ende des Jahrzehnts mehr als 185.000 LKW-Fahrer:innen fehlen könnten. Das könnte Folgen für die Logistik und Versorgungslage haben.   

Auch in Österreich fehlen bis zu 8.000 LKW-Fahrer

Auch in Österreich beklagt die Wirtschaftskammer (WKÖ) einen Fachkräftemangel in der Branche. Hier sollen bis zu 8.000 Lkw-Fahrer:innen fehlen. Und man rechne mit einer Verschärfung des Personalmangels in den kommenden Jahren. 

Von den derzeit rund 100.000 Kraftfahrer:innen würden in den nächsten zehn Jahren 20 Prozent in Pension gehen, heißt es. 

Schlechte Bezahlung, schlechtes Image, schlechte Arbeitsbedingungen

Ein schlechtes Image, geringe Wertschätzung und schlechte Arbeitsbedingungen nennt nicht nur der BGL als Gründe für den Fahrermangel. Gewerkschaften und Kammern sind sich einig, dass sich wegen geringer Löhne, unregelmäßigen Arbeitszeiten und einem schwierigen Image immer weniger junge Menschen für den Beruf den Kraftfahrers entscheiden. 

Ein großes Problem sei die öffentliche Wahrnehmung der Branche und des Berufs, berichtet auch die die Tagesschau. Ihr gegenüber sagte ein LKW-Fahrer, es "über kurz oder lang die nächsten fünf Jahre bei uns in Deutschland genauso passieren" würde wie in Großbritannien. Sie würden als „Stinker und Umweltverpester“ wahrgenommen. 

Der durchschnittliche Einstiegslohn liegt laut der Gewerkschaft Verdi unter 1.900 Euro im Monat. Über ein Drittel ist nach Angaben der Gewerkschaft im Niedriglohnbereich beschäftigt. 

Branche auf Arbeitskräfte aus dem europäischen Ausland angewiesen

Verbände wie der BGL fordern eine erleichtere Fachkräftezuwanderung. Viele Speditionen rekrutieren einen Großteil ihres Personals aus dem Ausland. Während der Corona-Lockdowns war das natürlich ein Problem.

Der Verband wünscht sich, dass es für Personen möglich ist, den Führerschein und  Berufskraftfahrerqualifikationen auch in Drittstaaten nach deutschen und europäischen Standards möglich ist und in verschiedenen Fremdsprachen angeboten wird.

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