Billig, trendy und giftig? Stiftung Warentest warnt: In Produkten von Shein und Temu stecken teils giftige Chemikalien und Schwermetalle. Mit Reformen will die EU gegen Schnäppchen aus China vorgehen.
Mit ein paar Klicks zum neuen Outfit, zur Deko oder zum Geburtstagsgeschenk für das Kind und das alles für ein paar Euro. In chinesischen Onlineshops wie Shein, Temu oder Alibaba werden Sparwütige fündig.
Doch wie ein neuer Test von Stiftung Warentest zeigt, holen sich Kunden mit den Billigprodukten made in China auch giftige Chemikalien ins Haus.
Von 162 getesteten Produkten der Anbieter Temu und Shein fielen 110 durch die EU-Sicherheitsstandards. Ein Viertel bewertete Stiftung Warentest sogar als "potenziell gefährlich". In einer Tabelle fasst sie die Produkte mit Mängeln zusammen.
Kette mit 8500-mal zu viel Schwermetall
Unter den bemängelten Waren sind zum einen zahlreiche Ladekabel. Sie werden beim Ladevorgang zu heiß oder sind schlecht verbaut. Sie können Stromschläge oder sogar Brände auslösen.
Gefährlich für Leib und Leben sind auch die bemängelten Produkte in den Bereichen Kinderspielzeug und Schmuck. Bei verschiedenen Babyprodukten lösen sich Kleinteile – eine Erstickungsgefahr für Kinder. Ein Produkt enthielt deutlich zu viel Formaldehyd, das als krebserregend und organschädigend gilt.
Bei verschiedenen Halsketten wurden deutlich zu hohe Cadmium- und Nickelwerte gemessen. Bei einem Anhänger lag der Cadmiumgehalt 8500-mal so hoch, wie er eigentlich sein darf, um in der EU verkauft zu werden. Cadmium kann zu Knochen- und Nierenschäden führen.
Chinesische Onlineshops immer beliebter
Trotz Sicherheitsmängeln boomt das Geschäft: 2024 hat Shein 1,12 Milliarden Euro Umsatz in Deutschland erzielt. Damit ist der Modehändler auf Platz 7 der größten Onlineshops Deutschlands. Das geht aus einer Studie des EHI Retail Institute hervor. Bei den Bekleidungs-Onlinehändlern liegt Shein sogar auf Platz zwei nach Zalando.
Im vergangenen Jahr hat Shein damit seinen Umsatz um 18 Prozent gesteigert. Auch Onlinehändler Temu räumte 2024 ab und schaffte es auf Platz fünf der größten Onlinemarktplätze Deutschlands – mit einem Bruttohandelsvolumen von 3,4 Milliarden Euro, so das EHI. Temu ist in Deutschland um 284,6 % gewachsen im Vergleich zu 2023.
Deutschland: 400.000 China-Produkte täglich
Ein neuseeländischer Teenager hatte kürzlich zwischen 80 und 100 Hochleistungsmagnete in der Größe von 5 mal 2 Millimetern geschluckt. Was ihn dazu bewegt hatte, ist allerdings nicht bekannt.
Um dem 13-Jährigen das Leben zu retten, mussten Ärzte des Tauranga-Krankenhauses auf der Nordinsel Neuseelands ihm schließlich einen Teil seines Darms entfernen. Untersuchungen ergaben, dass sich die Magnete im unteren rechten Bereich seines Bauches zusammengelagert hatten und durch ihre magnetische Anziehungskraft verschiedene Abschnitte des Darms zusammenzogen.
Gekauft hatte der Junge die Magneten auf Temu. Bereits seit 2014 sind diese Hochleistungsmagneten in Neuseeland verboten.
Etwa 400.000 umweltschädliche und teils gesundheitsgefährdende Produkte kommen in Deutschland täglich von chinesischen Onlinehändlern an. Das geht aus einem Papier der SPD-Bundestagsfraktion hervor, so der SPIEGEL.
Fehlende Kontrolle
Nur vereinzelt können Zollbeamte sie kontrollieren. Eigentlich müssen importierte Waren den deutschen sowie EU-Normen entsprechen. Bei Spielwaren oder Technik wird das durch das CE-Kennzeichen bescheinigt.
Für Bestellungen aus dem Ausland, die weniger als 150 Euro wert sind, fallen aktuell keine Zollgebühren an. Mit der Zollreform könnte sich das ändern.
Die EU will Gebühren für Kleinpakete von Händlern wie Shein, Temu und Alibaba einführen. Bis 2028 soll das als Teil einer EU-Zollreform umgesetzt werden. Finanzminister Lars Klingbeil befürwortete das in einem Brief an die Europäische Kommission, aus dem die Financial Times zitiert:
"Zoll- und Marktüberwachungsbehörden sehen sich einer zunehmenden Arbeitsbelastung gegenüber. Es treten Risiken auf hinsichtlich Produktsicherheit und -konformität, illegaler Waren, Nachhaltigkeit sowie unlauteren Wettbewerbs gegenüber verantwortungsvollen Unternehmen."
Chinesische Onlinehändler in der Pflicht
Bei den Behörden zeigen Stichproben, wie oft EU-Schutzvorschriften verletzt werden: In neun von zehn Fällen, wie Katharina Barley (SPD), Vizepräsidentin des EU-Parlaments, im Sommer erklärte.
"Es geht um mangelhafte Qualität, toxische Chemikalien und fehlerhafte Elektronik, die eine Gefahr für Konsumentinnen und Konsumenten darstellen. Die geplanten Gebühren sind ein erster Schritt, um Plattformen wie Temu oder Shein in die Pflicht zu nehmen.", so Barley.
Mehr Kontrolle fordert auch Deutschlands oberste Verbraucherschützerin, Ramona Pop, gegenüber T-Online. Pop ist Vorständin des Verbraucherzentrale Bundesverbands. "Die Plattformen müssen aber mehr tun, damit Verbraucherinnen und Verbraucher Angebote, die diesen Vorgaben nicht entsprechen, gar nicht erst angezeigt bekommen."
Doch bis das umgesetzt wird, haben Händler aus China immer noch einen Freifahrtschein, um potenziell gefährliche und giftige Waren auch n deutsche Kunden zu verkaufen.
 
     
     
     
     
             
             
             
             
             
             
             
    