Covid-19-Medikament: EU-Länder gehen ihren eigenen Weg

Medikament zur Behandlung von Covid-19
Medikament zur Behandlung von Covid-19 Copyright thomas hansmann.fotograf/Pfizer
Von Euronews
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Die EU-Kommission führt derzeit Sondierungsgespräche mit Pharmaunternehmen, um antivirale Medikamente zu erwerben, die zu Hause eingenommen werden können.

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Die Europäische Kommission prüft derzeit den Erwerb der neuen antiviralen Tabletten, die zu Hause eingenommen werden können, um leichte und mittelschwere Covid-19-Erkrankungen zu behandeln, auch wenn einige EU-Länder ihre eigenen Vereinbarungen vorantreiben.

Die beiden Medikamente, "Paxlovid" von Pfizer und "Molnupiravir" von Merck (auch bekannt als "Lagevrio"), gelten als bahnbrechender Schritt im Kampf gegen das Coronavirus, während die hochansteckende Omikron-Variante die Infektionszahlen weltweit zu neuen Rekordhöhen treibt. Das Medikament verhindert die Vermehrung des Virus und verringert den Schweregrad der Krankheit.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat bereits offizielle Hinweise zur Anwendung der beiden Medikamente herausgegeben: Erwachsene, die an Covid-19 erkrankt sind, sollten die Tabletten so bald wie möglich nach dem positiven Test und innerhalb von fünf Tagen nach Beginn der Symptome zweimal täglich einnehmen. Paxlovid kombiniert zwei Wirkstoffe, die als separate Tabletten erhältlich sind.

Deutschland bestellt 1 Mio. Dosen bei Pfizer

Die Empfehlung der EMA ist nicht gleichbedeutend mit einer Genehmigung für die Vermarktung, die das Ergebnis einer längeren laufenden Überprüfung ist. Die Empfehlung dient jedoch als Orientierungshilfe für diejenigen EU-Länder, die beschließen, die Tabletten als Notfallbehandlung einzusetzen, um die hohen Infektions- und Sterberaten zu bewältigen.

Einige EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, Belgien, Italien und Griechenland, stehen in Kontakt mit den Pharmaunternehmen, um Dosen zu kaufen und sie an ihre Bevölkerung zu verteilen. Deutschland hat bei Pfizer 1 Million Dosen bestellt, während Belgien beabsichtigt, von jedem Unternehmen 10.000 Dosen zu kaufen.

Unterdessen führt die Europäische Kommission in Brüssel "Sondierungsgespräche" mit den Entwicklern und ist "bereit, neue gemeinsame Beschaffungsverträge auszuhandeln", obwohl noch keine Vereinbarung unterzeichnet wurde, wie ein Sprecher gegenüber Euronews bestätigte.

"Die Entscheidung, ein Vergabeverfahren einzuleiten, wird von den teilnehmenden Ländern getroffen, wenn mindestens vier Länder und die Kommission dem Vorgehen zustimmen", so der Sprecher. Aufgrund von Vertraulichkeitsregeln wurden keine detaillierteren Informationen gegeben.

Vielversprechende Therapeutika

Es wird erwartet, dass die gemeinsame Regelung für antivirale Pillen dem Beispiel des Kaufs von Covid-19-Impfstoffen folgen wird: Damals unterzeichnete die Kommission im Namen der 27 Mitgliedstaaten Verträge mit Arzneimittelherstellern, um eine gleichmäßige und erschwingliche Verteilung in der gesamten Union zu gewährleisten.

Die Exekutive erklärte, ihre Verhandlungsmacht als Binnenmarkt mit 450 Millionen Bürgerinnen und Bürgern habe es der EU ermöglicht, Impfdosen zu einem niedrigen und einheitlichen Preis zu erwerben.

Trotz des frühen Starts gilt das Impfstoffprogramm inzwischen als Erfolg, da seit Dezember 2020 mehr als eine Milliarde Dosen geliefert wurden. Dennoch hat die ungleiche Impfstoffaufnahme in den einzelnen Mitgliedstaaten - insbesondere in einigen östlichen Ländern - das Endergebnis beeinträchtigt.

Die Gespräche über antivirale Tabletten folgen einem Aufruf der EU-Staats- und Regierungschefs während eines persönlichen Gipfels im vergangenen Dezember. "Die Umsetzung der EU-Strategie für Covid-19-, einschließlich der gemeinsamen Beschaffung, sollte vorangetrieben werden", so die Staats- und Regierungschefs.

Die Kommission hatte zuvor zehn vielversprechende Therapeutika zur Behandlung von Coronavirus-Patienten ermittelt, darunter die drei antiviralen Pillen von Pfizer, "Merck" sowie "AT-527" von Atea Pharmaceuticals und Roche.

Pfizer-Studie: 90 Prozent weniger Todesfälle

Die Behörden in Großbritannien und den USA haben die Tabletten von Pfizer und Merck bereits zugelassen - die Patienten können die Behandlung in Krankenhäusern und Apotheken auf Rezept erhalten. Die USA haben 20 Millionen Pfizer-Tabletten bestellt; für die erste Charge von 10 Millionen Pillen, die im November unterzeichnet wurde, zahlte die amerikanische Regierung 5,29 Milliarden Dollar.

"Wir befinden uns in Gesprächen mit [über] 100 Regierungen auf der ganzen Welt über Liefervereinbarungen für Paxlovid, einschließlich der Europäischen Kommission und europäischer Regierungen. Es gibt bereits Vereinbarungen mit mehreren Ländern", sagte ein Pfizer-Sprecher gegenüber Euronews.

"Unser Ziel ist es, diese orale antivirale Therapie so schnell wie möglich zu liefern, vorbehaltlich der Zulassung in den einzelnen Ländern und in Übereinstimmung mit den Liefervereinbarungen."

Eine von Pfizer durchgeführte Studie hat ergeben, dass die antivirale Covid-19-Pille die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei Hochrisikopatient:innen um fast 90 Prozent reduziert.

Die Ergebnisse übertreffen den Erfolg von Mercks Produkt, das Schätzungen zufolge die Zahl der schweren Erkrankungen und Todesfälle um etwa 30 Prozent reduziert. Davor war von 50 Prozent ausgegangen worden. Die enttäuschende Herabstufung durch Merck veranlasste Frankreich, eine erste Bestellung von 50.000 Dosen zu stornieren.

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