Grenzbefestigung: Polen schottet sich ab – notwendig oder „Dummheit"?

Ein Grenzsoldat im polnischen Tolcze
Ein Grenzsoldat im polnischen Tolcze Copyright Czarek Sokolowski/ The Associated Press
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Für euronews berichtet Magdalena Chodownik aus Polen und sammelte Stimmen für und gegen die Sperranlagen an der Grenze zu Belarus.

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Polen errichtet auf 186 Kilometern entlang seiner Staatsgrenze zu Belarus Sperranlagen. Fünf Meter sollen sie hoch sein und nach dem Willen der Regierung in Warschau ungenehmigte Grenzübertritte verhindern - vor allem von aus Afrika und Asien stammenden Menschen, die über Belarus in die Europäische Union gelangen wollen. Kostenpunkt für die Grenzsicherung: Fast 350 Millionen Euro.

Warschau: Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus

„Für uns ist das ein wichtiger Baustein des Grenzschutzes“, so die polnische Grenzschützerin Anna Michalska. „Bei dem herrschenden Druck ist jede Sicherheitsmaßnahme notwendig. An manchen Stellen werden keine Sperren aufgestellt, weil sich dort Flüsse oder Sümpfe befinden. Diese Grenzabschnitte werden wir anders schützen, zum Beispiel durch Elektrosperren“, erläutert Michalska.

Umweltschützerin Pawluskiewicz: „Sie zerstört die Umwelt und hilft niemandem“

Die polnische Umweltschützerin Justyna Pawluskiewicz allerdings ist nicht begeistert von dem Bau. Sie sorgt sich um den Urwald Bialowiezer Heide. „Nicht alle sind der Meinung, dass so etwas Dummes wie eine Mauer für Schutz sorgen wird. Sie zerstört die Umwelt und hilft niemandem. Die Lage an der Grenze wird sich dadurch wie in anderen Ländern nur verschlechtern: Wie in den USA oder früher in Deutschland. Die Grenzanlage teilt die Bialowiezer Heide in zwei Hälften", sagt sie.

Und manche bezweifeln auch, dass die fünf Meter hohen Hindernisse tatsächlich ihren Zweck erfüllen werden.

„Alle stehen in der Verantwortung, Land und Heimat zu beschützen", sagt Shamsul Rahman, der die Grenze überquerte, als diese noch unbefestigt war. „Ich glaube nicht, dass diese Grenzanlage einwanderungswillige Menschen fernhalten wird. Sie können andere Wege einschlagen. Wenn sie diese Grenze sehen, werden sie einen anderen Weg nehmen, um in eines der Länder zu gelangen, die für sie zum Leben am besten sind."

Für euronews berichtet Magdalena Chodownik aus Polen. Sie kommentiert: „Die polnische Regierung hat bei der EU einen Antrag auf finanzielle Unterstützung für den Bau gestellt. Auf die Frage nach der Finanzierung antwortete der polnische Grenzschutz, dass er über eigens zugewiesene Mittel verfüge, ohne die Quelle zu nennen. Es ist nicht klar, ob Polen von der EU unterstützt wird. Der Streit, ob europäische Gelder für die Errichtung von Stacheldraht und einer Grenzmauer verwendet werden können oder nicht, ist noch nicht beendet."

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