Laut Experten verläuft Russlands Krieg in der Ukraine nicht wie geplant. Setzt Wladimir Putin jetzt vermehrt auf Wehrpflichtige oder auf die Wagner-Gruppe?
Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine ist nach Ansicht vieler westlicher Militärexperten nicht so gelaufen, wie Wladimir Putin sich das vorgestellt hat. Im Interview mit der Deutschen Welle erklärte der ehemalige ukrainische Präsident Petro Poroschenko, Putin habe verstanden, dass seine Idee von einem Blitzkrieg gescheitert sei.
Doch was ist das Ziel des Angriffskriegs auf die Ukraine? Nach ukrainischen Angaben sind seit dem russischen Einmarsch bereits hunderte Zivilisten sowie 12.000 russische Soldaten getötet worden. Das Verteidigungsministerium der Ukraine meldet auch, dass der russische Generalmajor Vitalij Gerasimow, Stabschef und Vizekommandeur der 41. Armee, getötet worden sei. Bestätigt hat Moskau diese Angaben nicht.
Satellitenaufnahmen des US-Unternehmens Maxar sollen zeigen, dass sich der 60 Kilometer lange russische Militärkonvoi inzwischen aufgelöst hat. Doch weiterhin wurde Russlands Sturm auf die Hauptstadt Kiew erwartet.
Söldner der Wagner-Gruppe in der Ukraine?
Wie The Telegraph berichtet, erklärte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace, dass die russischen Bemühungen, die paramilitärische Organisation Wagner Group in die Ukraine zu bringen, ein "Zeichen der Verzweiflung" seien. Die sogenannte Wagner-Gruppe ist ein privates russisches Söldnerunternehmen, das bisher vor allem in Syrien und in afrikanischen Staaten wie in Mali im Einsatz war.
Laut The Times sind etwa 400 Kämpfer der Wagner-Gruppe in der Ukraine. Sie sollen auch zusammen mit Männern aus Tschetschenien versucht haben, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu ermorden.
Mehr Wehrpflichtige aus Russland im Krieg in der Ukraine?
Russland hatte am 9. März zum ersten Mal die Anwesenheit von Wehrpflichtigen in der Ukraine eingeräumt und bestätigt, dass eine Reihe von ihnen gefangen genommen worden seien. Zuvor hatte Moskau behauptet, dass dort nur Berufssoldaten in der "Spezialoperation" kämpften.
"Leider wurden mehrere Fälle (bestätigt), in denen sich Wehrpflichtige in den Einheiten der russischen Streitkräfte befanden, die an der militärischen Sonderoperation auf dem Territorium der Ukraine eingesetzt wurden. Fast alle diese Soldaten sind bereits auf russisches Territorium abgezogen worden", sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.
Allerdings seien "einige Soldaten, darunter auch Wehrpflichtige, bei einem ukrainischen Angriff auf eine russische Gruppe, die eine Mission zur "logistischen Unterstützung" durchführte, gefangen genommen worden", erklärte der Sprecher. "Es werden umfassende Maßnahmen ergriffen, um zu verhindern, dass Wehrpflichtige in Kampfgebiete geschickt werden, und um die Freilassung der gefangenen Soldaten zu gewährleisten."
Aus dem Kreml verlautete, Präsident Wladimir Putin habe die Anweisung erteilt, den Einsatz von Wehrpflichtigen "kategorisch auszuschließen". Offiziere, die für die Entsendung von Wehrpflichtigen in die Ukraine verantwortlich seien, würden "bestraft".
Tage zuvor hatte Putin versichert, dass er keine Wehrpflichtigen oder Reservisten in die Ukraine schicken werde und dass nur "Profis" die Aufgabe hätten, die "festgelegten Ziele" zu erfüllen. Schon im Krieg im Donbass 2015 hatte der Einsatz von Wehrpflichtigen für Kritik gesorgt.
Bereits in den ersten Kriegstagen berichteten Medien und NGOs, dass auch sehr junge Wehrpflichtige an der Militäroperation teilnehmen. In den sozialen Netzwerken häuften sich nicht nur Videos von jungen gefangen genommenen russischen Soldaten, sondern auch die Anrufe von Müttern, die nichts von ihren Söhnen gehört hatten, die offenbar in die Ukraine geschickt worden waren.
Da der Krieg in der Ukraine in Russland möglichst "harmlos" dargestellt werden soll und gar nicht als Krieg bezeichnet werden darf, gilt der Einsatz von mehr Wehrpflichtigen als innenpolitisch schwierige Entscheidung.
Grausamer Wehrdienst in Russland
Der Wehrdienst in Russland wird als besonders hart beschrieben und dauert 12 Monate. Wohlhabende Eltern versuchen meist, ihren Söhnen die Zeit beim Militär zu ersparen. Das ist zwar illegal, Medienberichten zufolge durch die eine Zahlung an den richtigen Stellen aber durchaus möglich. Laut STANDARD wurden schon vor Jahren gegen etwa 10.000 Dollar Untauglichkeitszeugnisse ausgestellt.
Die sogenannte "Dedowschtschina", die "Herrschaft der Großväter", ist in Russland Tradition und bedeutet, dass älteren Soldaten die Jungspunde - die "Duchi" ("Geister") genannt werden - schikanieren dürfen. Die Wehrdienst Leistenden müssen die Befehle der Älteren ohne Widerspruch ausführen. Dazu zählt, dass die Wehrpflichtigen Stiefel und Toiletten der Vorgesetzten putzen müssen. Jedes Jahr kommen - ohne Krieg oder Kampfhandlungen - etwa 1.000 Wehrpflichtige ums Leben, zum Beispiel durch den unsachgemäßen Umgang mit Waffen oder auch durch Selbstmorde.
- In Dnipro trafen russische Luftangriffe einen Kindergarten, ein Wohnhaus und eine Schuhfabrik. Nach Angaben der ukrainischen Rettungsdienste wurde mindestens eine Person getötet. Die Stadt liegt am Fluss Dnjepr, der das Land in zwei Hälften teilt.
- Bei Angriffen auf den westlich gelegenen Flugplatz Lutsk wurden nach Angaben des Leiters der umliegenden Region Wolyn vier ukrainische Soldaten getötet und sechs Menschen verwundet.
- Satellitenbilder deuten darauf hin, dass sich der große russische Militärkonvoi außerhalb Kiews auf die Hauptstadt zubewegt. Der Konvoi, der außerhalb der ukrainischen Hauptstadt stationiert war, hat sich aufgeteilt und ist in Städte und Wälder vorgedrungen, wobei Artilleriegeschütze in Schussposition gebracht wurden.
- Westliche Nachrichtendienste weisen weiterhin auf die mangelnden Fortschritte Russlands vor Ort hin, wie aus einer Einschätzung des US-amerikanischen Think-Tanks Institute for the Study of War hervorgeht.
- Die EU ist bereit, ihre Mittel für die Militärhilfe für die Ukraine auf insgesamt 1 Milliarde Euro zu verdoppeln. Der Spitzendiplomat der EU, Josep Borrell, sagte, dass die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Treffen in Versailles zusätzliche 500 Millionen Euro bereitstellen werden.
- Präsident Selenksyj beschuldigte Russland, mit der Verweigerung von Evakuierungen aus Mariupol "unverhohlenen Terror" auszuüben. Zehntausende von Menschen in der südlichen Hafenstadt sind ohne Wärme, Wasser und Lebensmittel, und die Regierung gibt an, dass mehr als 1.300 Menschen während der Belagerung gestorben sind.
- Nach jüngsten Angaben der UN-Migrationsbehörde IOM und des Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind seit Beginn der russischen Invasion mehr als 2,5 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen.
- Der UN-Sicherheitsrat wird am Freitag zusammentreten, um die unbegründeten Behauptungen Russlands zu erörtern, die USA würden "militärische biologische Aktivitäten" in der Ukraine durchführen. Das Weiße Haus hat diese Behauptung als "absurd" bezeichnet. Laut Selenskyj könne das bedeuten, dass Russland selbst den Einsatz solcher Waffen in der Ukraine plant.
- Der US-Kongress hat einen neuen Bundeshaushalt verabschiedet, der fast 14 Milliarden Dollar (12,7 Milliarden Euro) für wirtschaftliche und humanitäre Hilfe für die Ukraine sowie für Waffen und Munition vorsieht.
- Russland kündigt an, Meta strafrechtlich zu verfolgen, weil sie ihre Politik der Hassrede in einigen Ländern gelockert und Gewaltaufrufe unter Facebook- und Instagram-Nutzern toleriert hat.
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov behauptete auf Facebook, dass "das Kommando der russischen Besatzungstruppen derzeit eine Reihe von blutigen Provokationen vorbereitet".
"Nach ihrem verbrecherischen Plan bereitet die russische Luftwaffe Angriffe auf eine Reihe von Siedlungen auf dem Territorium der Republik Belarus vor, die nahe der ukrainisch-weißrussischen Grenze liegen. Insbesondere soll die Siedlung Kopani im Kreis Stolin in der Region Brest angegriffen werden.
Um das Verbrechen zu verschleiern, beabsichtige Russland, den Angriff vom ukrainischen Luftraum aus durchzuführen. "Der Zweck der Provokation ist es, die amtierende Führung von Belarus in einen Krieg gegen die Ukraine zu zwingen", schrieb er.
"Ich garantiere, dass die ukrainische Armee keine aggressiven Aktionen gegen Belarus geplant hat, nicht momentan plant und auch nicht planen wird", fügte er hinzu.
Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes kamen in den ersten 15 Stunden des Tages 44.700 ukrainische Flüchtlinge im Land an - ein Rückgang um 14 % gegenüber dem Vortag.
Am Donnerstag berichtete sie, dass die Ankünfte im Vergleich zum Mittwoch um 30 % zurückgegangen waren.
Das Land hat bisher mehr als 1,5 Millionen Menschen aufgenommen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind.

Militärdrohne stürzt in Zagreb ab: Kam sie aus der Ukraine?
In der Nacht auf Freitag ist am Stadtrand von Zagreb eine Militärdrohne aus Sowjetzeiten abgestürzt. Es gab keine Verletzen aber wohl einen lauten Knall vom Aufprall."Wenn die Dinge militärisch weitergehen sollten, (...) werden wir neue Sanktionen ergreifen, einschließlich massiver Sanktionen", sagte der französische Präsident vor der Presse und bekräftigte, dass die EU die Ukraine "bis zum Ende" unterstützen werde.
"Aufgrund des Antrags der Generalstaatsanwaltschaft wird der Zugang zum sozialen Netzwerk Instagram (...) in Russland eingeschränkt", erklärte die russische Telekommunikationsbehörde Roskomnadzor in einer Pressemitteilung.
