1 Toter durch Schusswaffen pro Woche: Bandengewalt in Schweden eskaliert

Ein Polizist sichert den Tatort vor das Einkaufszentrum in Malmö, in dem ein Mensch durch Schüsse getötet wurde.
Ein Polizist sichert den Tatort vor das Einkaufszentrum in Malmö, in dem ein Mensch durch Schüsse getötet wurde. Copyright JOHAN NILSSON / TT NEWS AGENCY / AFP
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Von Euronews mit dpa, afp
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In keinem europäischen Land kommen so viele Menschen durch Schusswaffen ums Leben wie in Schweden. Die Regierung bekommt die eskalierende Bandengewalt nicht in den Griff und steht vor der Wahl unter Druck.

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Schweden wählt am 11. September einen neuen Reichstag. Und mal wieder beherrscht besonders ein Thema den Wahlkampf: Die Bandenkriminalität.

Vergangenen Freitag kam es in einem Einkaufszentrum in Malmö zu einer Schießerei – ein Mann wurde getötet. Der mutmaßliche Schütze ist erst 15 Jahre alt und laut Polizei dem Bandenmilieu zuzuordnen.

Nirgendwo in Europa mehr Tote durch Schusswaffen

Kein Einzelfall... In diesem Jahr wurde in Schweden jede Woche mindestens ein Mensch erschossen. Gemessen an der Bevölkerungszahl ein trauriger Rekord in Europa.

Die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson sucht einen Ausweg aus der Gewaltspirale und verspricht eine Offensive gegen Bandenschießereien: „Diese Offensive findet an zwei Fronten statt: gegen die Waffen und gegen die Banden", so Andersson.

Man werde direkt gegen den Handel mit illegalen Waffen vorgehen. Die Polizei solle künftig jeden Kellerraum, jede Wohnung und jedes Auto durchsuchen dürfen, in denen Bandenkriminelle womöglich ihre Waffen versteckt haben - und das auch ohne konkreten Tatverdacht.

Versäumnisse in Integrationspolitik

Schießereien, brennende Autos, Explosionen: Schweden hat seit Jahren ein Problem mit verfeindeten und gewaltbereiten Banden. Oft geht es um Rache oder Drogengeschäfte. Die Täter werden immer jünger, viele stammen aus Einwandererfamilien. 

Expert:innen kritisieren Versäumnisse in der Integrationspolitik. Man habe zu wenig Geld in Bildung und Soziales gesteckt und so dazu beigetragen, dass sich Ghettos und Parallelgesellschaften bilden. Sie wie hier im Göteborger Vorort Hjällbo.

Eine Journalistin fragt eine Jugendliche auf der Straße: "Wie viele Schweden kennen Sie?" "Hier im Viertel? Keinen", so ihre Antwort.

Opposition fordert noch härtere Strafen

Hjällbo wurde wie viele andere Vororte zum Problemviertel ernannt, die Polizeipräsenz erhöht. Die sozialdemokratische Regierung will jetzt noch härter durchgreifen – so soll etwa die Mindeststrafe für schwere Waffendelikte von zwei auf vier Jahre Haft angehoben werden.

Der Opposition geht das nicht weit genug. Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten werfen den Sozialdemokraten vor, Schweden in ein "Gangsterland" verkommen zu lassen. 

Die bürgerlichen Moderaten versprechen, schon die Mitgliedschaft in einer Bande unter Strafe zu stellen, sollten sie bei der Parlamentswahl die Mehrheit bekommen. Und: Wer nach Schweden kommt und sich einer Bande anzuschließt, solle direkt wieder abgeschoben werden.

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