Trotz Beschuss des Kernkraftwerks: IAEA-Atomkontrolleure auf Kurs Saporischschja

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Von su mit dpa
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Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation haben sich auf den Weg zum AKW Saporischschja in von Russland besetztem südukrainischem Gebiet gemacht.Das Gelände war zuletzt häufig unter Beschuss. Kiew und Moskau beschuldigen jeweils die andere Seite.

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Experten der **Internationalen Atomenergie-Organisation (**International Atomic Energy Agency, IAEA) haben sich am frühen Mittwochmorgen auf den Weg zu dem Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja ins von Russland besetzte südukrainische Gebiet gemacht.

In seiner nächtlichen Videobotschaft hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland beschuldigt, die Route der Gruppe ins Visier zu nehmen. Mit sechs Blöcken und einer Nettoleistung von 9.500 Megawatt ist das AKW Saporischschja das größte Europas. Vor dem Krieg hatte es mehr als 10.000 Mitarbeiter.

 «Wir werden ein paar Tage dort verbringen», so IAEA-Chef und Missionsleiter Rafael Grossi vor der Abfahrt in Kiew. Die Gruppe aus Grossi und 13 Experten sei dazu da, die Situation «so weit zu stabilisieren, wie wir können». Die IAEA mit Sitz in Wien hat seit über 60 Jahren Erfahrung in der weltweiten Kontrolle von Sicherheitsstandards in Atomanlagen. Sie berichtet regelmäßig der Generalversammlung der Vereinten Nationen und darüber hinaus dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, wenn sie eine Gefährdung der internationalen Sicherheit feststellt.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine:

„Es ist eine wichtige Mission und wir werden alles tun, um sicherzustellen, dass sie sicher vonstatten geht. Leider stoppt Russland - genau auf der Route des Konvois - seine Provokationen nicht. Aber ich hoffe, dass die IAEA-Mission ihre Arbeit aufnehmen kann.“

Russland zufolge sind es ukrainische Angriffe, die das Werk in Gefahr bringen. Und nur dank der russischen Verteidigung würden die Angriffe neutralisiert. Zuletzt war das Kraftwerksgelände häufiger unter Beschuss gekommen. Kiew und Moskau beschuldigen jeweils die andere Seite.

Igor Konaschenkow, Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums:

„In den vergangenen 24 Stunden hat die ukrainische Artillerie zwei Granaten auf das Territorium des Kernkraftwerks abgefeuert, die in der Nähe des Sondergebäudes Nr. 1 explodiert sind. Die Strahlungssituation im Kernkraftwerk Saporischschja ist normal.“

MÜHSAME VERHANDLUNGEN

Die IAEA-Mission ist das Ergebnis monatelanger mühsamer Verhandlungen, in denen sich Russen und Ukrainer gegenseitig verschiedener Angriffe auf das Kraftwerk beschuldigten. Wie lange sie dauern kann oder darf, ist umstritten. Die IAEA-Inspektoren wollen nicht nur Schäden an der Anlage begutachten, sondern auch den Zustand des ukrainischen Personals. Das steht seit Monaten unter strenger Beobachtung des russischen Militärs.

Beim Kraftwerk Saporischschja beunruhigt die EU das Risiko eines neuen GAU wie 1986 in Tschernobyl. Sie hat der Ukraine 5,5 Millionen Kaliumjodid-Tabletten zur Verfügung gestellt. Josep Borrell, Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik: "Dieses nukleare ‚Glücksspiel‘ im Atomkraftwerk Saporischschja -  das ist etwas sehr Gefährliches. Die Situation vor Ort ist weiterhin sehr schlecht. Die Ukraine braucht unsere Unterstützung, und wir werden diese Unterstützung auch weiterhin leisten – auf militärischer Ebene."

"GEGENOFFENSIVE"

Die sogenannte „Gegenoffensive“ der ukrainischen Armee in der Südukraine ging unterdessen weiter - am Dienstag wurden heftige Kämpfe gemeldet. Die Ukraine nahm in Anspruch, in einer Welle von Angriffen im von Russland besetzten Süden Brücken und Munitionsdepots zerstört und Kommandoposten aufgerieben zu haben. Das beflügelte Spekulationen, dass ihre lang erwartete Gegenoffensive begonnen hat. Russland meldete im Gegenzug schwere Verluste der Gegenseite.

su mit dpa

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