Permanenter russischer Beschuss: Ukraine warnt vor "Migrationstsunami"

Nach Angaben russischer Behörden sind durch ukrainischen Beschuss in der Stadt Shebekino in der Region Belgorod nahe der Grenze zur Ukraine zwei Menschen getötet und ein Dutzend weitere verletzt worden.
Fast 15 000 Menschen in der Region Belgorod seien nach dem Beschuss von der Energieversorgung abgeschnitten. In mehreren Einrichtungen seien Brände ausgebrochen.
Belgorod liegt an der ukrainischen Grenze und ist in den letzten Wochen nach russischen Angaben zunehmend unter Beschuss geraten. Der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, gab auf Telegram den Bau sogenannter "Schutzstrukturen" bekannt und veröffentlichte Aufnahmen, die Reihen von Panzersperren zeigen, die in der Region entlang der ukrainischen Grenze errichtet wurden.
Zuvor hatten die prorussischen Behörden in Cherson in der Südukraine die Bevölkerung aufgefordert, angesichts der ukrainischen Gegenoffensive die Region sofort zu verlassen.
Selenskyj-Appell in Video-Ansprache
Auf ukrainischer Seite wurden kritische Infrastrukturanlagen am Samstag von mehr als einem Dutzend russischer Raketen getroffen, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte.
Russland habe einen "neuen massiven Angriff" auf das ukrainische Stromnetz gestartet, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner nächtlichen Videoansprache. Er sagte, die Angriffe hätten ein "sehr großes Ausmaß" und beträfen zahlreiche ukrainische Regionen.
Selenskyj rief die Menschen eindringlich zum Stromsparen auf: "Das Hauptziel der Terroristen ist die Energieversorgung. Deshalb verbrauchen Sie bitte Strom noch bewusster als bisher. Die Stabilität unserer staatlichen Energiewirtschaft hängt von jeder Stadt und jedem Bezirk der Ukraine ab."
Warnung vor Migrationstsunami
Angesichts der großflächigen Zerstörungen warnte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal in einem Interview mit der "FAZ am Sonntag" vor einer Flüchtlingskrise. "Wenn es in der Ukraine keinen Strom, keine Heizung, kein Wasser mehr gibt, kann das einen neuen Migrationstsunami auslösen." Russland wolle der Ukraine einen kalten Winter bescheren, in dem viele Menschen erfrieren könnten, sagte Schmyhal.
Am Dienstag berät sich Schmyhal mit der deutschen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht über neue Waffenlieferungen für sein Land.
Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte teilte am Samstag mit, dass das Militär russische Truppemnn aus den Siedlungen Charivne und Chkalove in der Region Cherson vertrieben hat. Die ukrainischen Streitkräfte hätten russische Stellungen in der besetzten Region bombardiert und Nachschubrouten wie Brücken ins Visier genommen.