Hashim Thaçi - kosovarischer Unabhängigkeitsheld oder Kriegsverbrecher?

Der damalige kosovarische Ministerpräsident Hashim Thaci 2013 in Brüssel
Der damalige kosovarische Ministerpräsident Hashim Thaci 2013 in Brüssel Copyright Yves Logghe/AP
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Von euronews
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Eine lange Liste von Anklagen hat ihn nach Den Haag gebracht, vor den Sondergerichtshof zur Verfolgung von Kriegsverbrechen im Kosovo. Seine politische Karriere führte ihn bis an die Spitze der Staatsführung, nach der Anklageerhebung trat er zurück.

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Hashim Thaçi - kosovarischer Unabhängigkeitsheld für die einen, Kriegsverbrecher für die anderen... Eine lange Liste von Anklagen hat ihn nach Den Haag gebracht, vor den Sondergerichtshof zur Verfolgung von Kriegsverbrechen im Kosovo. 

Vom Guerillakämpfer zum Politiker

Thaçi - Codename "Die Schlange" - war einer der Köpfe der UCK, der Kosovarischen Befreiungsarmee, die die Abspaltung von Serbien vorantrieb. In den 90er Jahren war er für die Finanzierung der Bewegung, die Beschaffung von Waffen und die Rekrutierung verantwortlich. Die Kämpfe im Kosovo in den späten 1990er Jahren forderten 13.000 Tote und endeten mit dem Rückzug der serbischen Truppen nach 78-tägigen NATO-Bombardierungen. Bei den Wahlen im November 2007 siegte er als Vorsitzender der Demokratischen Partei des Kosovo. 

Bis heute hat Thaçi Heldenstatus im Kosovo

Thaçi war einer der Verhandlungsführer im Friedensprozess mit dem ehemaligen Jugoslawien. Seine politische Karriere führte ihn bis an die Spitze der Staatsführung, als Ministerpräsident gab er der Ausrufung der Unabhängigkeit Priorität, die etwa drei Monate später erfolgte.

Nach der Anklageerhebung wegen Mord, Folter und politischer Verfolgung in Den Haag trat er 2020 zurück. Gegen acht Mitglieder der UCK wurde bereits Anklage wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erhoben. 

Wie Hashim Thaçi bleiben auch die anderen Angeklagten bis zum Abschluss des Prozesses in Den Haag inhaftiert. Im Dezember fällte das Gericht sein erstes Urteil und verurteilte Salih Mustafa, der ein Folterzentrum leitete, zu 26 Jahren Haft.

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