Lehrer am Limit: Massenprotest vor dem Parlament in Budapest

Lehrerproteste vor dem Parlament in Budapest am 16. Juni 2023
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Von Euronews Ungarn
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Im Dauerkonflikt mit Lehrkräften um schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen knüpft die ungarische Regierung eine Verbesserung der Zustände an ausstehende Zahlungen von der Europäischen Union. Für die Anliegen der Lehrkräfte zogen Tausende Menschen am Freitag vor das Parlament in Budapest.

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Tausende Menschen haben in Budapest ihre Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrer mit einer Kundgebung vor dem Parlament demonstriert.

Der Massenprotest richtet sich gegen einen Gesetzentwurf, der Lehrkräfte vom öffentlichen Dienst ausschließen und gleichzeitig die Arbeitsbelastung erhöhen würde.

Die demonstrierende Lehrerin Barbara Novák würde ihren Beruf kein zweites Mal wählen: "Ich würde jetzt sicher nicht damit anfangen. Ich habe sechs Jahre lang studiert und ich liebe meinen Beruf, aber ich würde sicher nicht Lehrerin werden wollen".

Rund 5 000 Lehrerinnen und Lehrer haben bereits angekündigt, ihren Beruf an den Nagel zu hängen, sollte das Gesetz in Kraft treten. Erste Auswirkungen sind aber bereits spürbar.

Kein Ersatz für Ausfälle

Lehrerin Eszter Simon nannte auf der Demonstration ein Beispiel: "Der Italienischlehrer in meiner Klasse ist gegangen und sie können ihn nicht ersetzen."

Lehrerein Laura Vaq sagte auf der Kundgebung, sie habe in einem KIndergarten gelehrt und am Vortag der Demo ihre Kündigung eingereicht.

Im andauernden Konflikt zwischen den Lehrkräften und der ungarischen Regierung ist der Gesetzentwurf inzwischen auch als "Rachegesetz" bekannt.

Die Regierung will damit nach eigenen Angaben die Bildungsqualität verbessern, aber Lehrkräfte fühlen sich schikaniert. EU-weit verdienen sie am wenigsten. Über die Hälfte von ihnen ist älter als 50 Jahre und der Nachwuchs wird abgeschreckt.

Breite Unterstützung in der Gesellschaft

Zur Unterstützung der Lehrkräfte hat es auch schon Demonstrationen von Schülerinnen und Schülern in Budapest gegeben. Bislang fanden diese vor dem Innenministerium in Budapest statt, jetzt wurde erstmals vor dem Parlament demonstriert, während im Gebäude der Gesetzentwurf debattiert wurde.

Die ungarische Regierung hat zwar Lohnerhöhungen für die Lehrerschaft in Aussicht gestellt, diese aber an ausstehende Zahlungen von der Europäischen Union geknüpft.

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