Kämpfe am Boden: Ukrainischer Armeechef warnt vor Stellungskrieg

Ukrainische Rettungskräfte bekämpfen einen Brand in Cherson
Ukrainische Rettungskräfte bekämpfen einen Brand in Cherson Copyright AP/Ukrainian Emergency Service
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Von Euronews mit dpa
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Der Bodenkrieg in der Ukraine hat sich festgefahren - und das sieht der ukrainische Oberkommandierende Walerij Saluschnyj als große Gefahr. Nur ein Technologiesprung könne einen Ausweg aus diesem Stellungskrieg öffnen, erklärte der General.

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Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine könnte sich laut dem ukrainischen Oberkommandierenden Walerij Saluschnyj in einen Stellungskrieg ausweiten.

Wie der General in einem Beitrag für den britischen "Economist" schrieb, würde ein Stellungskrieg lange dauern und enorme Risiken für die Streitkräfte der Ukraine und für den Staat bedeuten. Die Ukraine brauche insbesondere Flugzeuge, um die fehlende Deckung aus der Luft bereitzustellen, so Saluschnyj.

Dieser Umstand gilt als ein Grund, warum die Bodenoffensive der Ukrainer in diesem Sommer kaum vorangekommen ist. Mit den versprochenen Kampfjets vom Typ F-16 aus verschiedenen Ländern kann Kiew erst im kommenden Jahr rechnen.

Verbesserte ukrainische Drohnen müssten das Fehlen von Kampfflugzeugen ausgleichen, folgerte der General. Der Schlüssel zu einem Erfolg im Drohnenkrieg sei eine verbesserte elektronische Kampfführung, um russische Fluggeräte zu stören und abzufangen. Russland sei in diesem Punkt überlegen.

Unterdessen versucht der EU-Außenbeauftragte Joseph Borrell, Kiew angesichts der jüngsten Zunahme russischer Angriffe zu beruhigen. Auf der Plattform X schrieb er, dass Moskau sich keine Illusionen machen solle, denn "andere Krisen werden unsere Aufmerksamkeit nicht von der Ukraine ablenken". Die Unterstützung gehe weiter.

Stärkste Angriffe seit Januar

Zuletzt hatte die russische Armee, nach Angaben des ukrainischen Innenministers Klymenko, innerhalb von 24 Stunden so viele ukrainische Städte und Ortschaften beschossen, wie seit Jahresbeginn nicht mehr. Die Russen hätten 118 Ortschaften in zehn Regionen angegriffen, schrieb Klymenko am Mittwoch auf Telegram. Dabei seien mindestens vier Menschen getötet und 14 weitere verletzt worden.

Im südukrainischen Cherson war am Mittwochmorgen ein russisches Geschoss in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern eingeschlagen, dabei wurde eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung getötet. Zwei ihrer Kollegen wurden nach Angaben der lokalen Militärbehörde teilweise schwer verletzt. Von den Behörden veröffentlichte Videoaufnahmen vor Ort deuteten aufgrund der Schwere der Schäden und dem mutmaßlichen Einschlagskrater auf einen Drohnenangriff hin.

Eine russische Drohne tötete auch in der nordöstlich von Cherson gelegenen Region Dnipropetrowsk eine 59-jährige Frau und verletzte sechs weitere Menschen, wie die regionale Staatsanwaltschaft mitteilte.

Russische Flugabwehr: Drohnen über Krim abgefangen

Weitere Opfer gab es zuvor im Osten und Nordosten des Landes. In der umkämpften Region Donezk kam regionalen Behörden zufolge ein 58-jähriger Mann durch russischen Beschuss ums Leben, während vier weitere Menschen im Alter zwischen 54 und 73 Jahren verwundet wurden. Einen weiteren Toten und einen Verletzten gab es nach Angaben des ukrainischen Innenministers nahe der im Vorjahr befreiten Frontstadt Kupjansk im Nordosten des Landes.

In der Zentralukraine traf eine sogenannte Kamikaze-Drohne vom Typ Schahed im Morgengrauen zudem eine Raffinerie und verursachte einen Brand. Der Brand sei schnell gelöscht worden und der Betrieb derzeit stillgelegt, schrieb der Militärgouverneur der Region Poltawa, Filip Pronin, auf Telegram. Verletzt wurde demnach niemand.

Die russische Flugabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau fünf ukrainische Drohnenangriffe auf die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim abgewehrt. Am Donnerstagmorgen seien insgesamt sechs Versuche des "Kiewer Regimes, Terroranschläge zu verüben", vereitelt worden, teilte das Ministerium mit. Eine Drohne sei über dem Schwarzen Meer vernichtet, fünf weitere Flugobjekte über dem Gebiet der Krim abgefangen worden. Überprüfbar waren die Angaben zunächst nicht.

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