In Russland bewirbt sich ein Kriegsgegner für die Präsidentenwahl. Die nötigen Unterschriften hat er beisammen. Ob er es aber überhaupt auf die Kandidatenliste schafft, ist fraglich.
Kartons mit insgesamt 105.000 Unterschriften russischer Bürgerinnen und Bürger treffen bei der zentralen Wahlkommission in Moskau ein. Mit ihnen - 5.000 mehr als nötig - beantragt Kreml-Kritiker Boris Nadeschdin offiziell seine Zulassung als Kandidat für die Präsidentenwahl in Russland.
Der außerhalb von Russland bisher weitgehend unbekannte Politiker will für die Partei "Bürgerinitiative" antreten. Ob der Name des 60-Jährigen am Ende tatsächlich auf der Kandidatenliste steht, ist die große Frage. Auch er selbst scheint Zweifel daran zu haben: "Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich Russland nicht 25 Jahre lang regieren werde. In 25 Jahren werde ich 85 Jahre alt sein. Und wenn ich mir Joe Biden anschaue, scheint mir das eine schlechte Idee zu sein."
Nadeschdin ist der einzige Bewerber, der offen gegen den Krieg gegen die Ukraine auftritt. Dafür bekommt er unerwartet großen Zuspruch. Ein Sprecher von Präsident Putin teilte mit, man sehe Nadeschdin nicht als Konkurrenten an. Auch Beobachter rechnen nicht damit, dass Nadeschdin eine fünfte Amtszeit von Wladimir Putin verhindern kann. Die Präsidentenwahl in Russland findet vom 15. bis 17. März statt.
Zur Person
Boris Nadeschdin (60) wurde als Sohn einer jüdischen Musiklehrerin und eines Physikers in der Sowjetära in Usbekistan geboren. Seit rund drei Jahrzehnten ist er in der Lokalpolitik, überwiegend als Stadtrat des Moskauer Vororts Dolgorpudny. Zu Beginn von Putins Amtszeit war er mit diesem in engem Kontakt. Mit der Zeit wandte er sich ab und beriet den später ermordeten Politiker Boris Nemzow. Zudem stand Nadeschdin verschiedenen vom Kreml genehmigten Oppositionsparteien nahe.