Die russischen Behörden werfen dem Journalisten des US-amerikanischen Wall Street Journals Spionage vor. Gershkovich, sein Arbeitgeber und die US-Regierung bestritten die Vorwürfe vehement. Letzte bezeichnet den Prozess als "Scheinprozess".
Der US-Journalist Evan Gershkovich ist in Russland zu 16 Jahren Haft verurteilt worden.
Der Reporter wurde im März 2023 während einer Recherchereise nach Jekaterinburg festgenommen und inhaftiert. Bei seiner Verhaftung wurde er beschuldigt, für die USA zu spionieren, und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Jetzt wurde er von dem Regionalgericht Swerdlowsk in der Stadt Jekaterinburg, etwa 1400 Kilometer östlich von Moskau verurteilt.
Gershkovich selbst, sein Arbeitgeber das US-amerikanische Wall Street Journal und die US-Regierung haben die Spionage-Vorwürfe vehement bestritten. Die US-Regierung bezeichnete den Gerichtsprozess als "Scheinprozess". Der Prozess fand hinter verschlossenen Türen statt.
Was im Gerichtssaal geschah
Gershkovich war bei der Urteilsverkündung im Gerichtssaal anwesend und trug einen dunkles Oberteil im gläsernen Käfig, dem sogenannten Aquarium. Sein Kopf war rasiert, genau wie zu Beginn seines Prozesses im Juni. Es ist nicht bekannt, ob er ihn freiwillig rasiert hat oder ob er dazu gezwungen wurde.
Der Richter verurteilte Gershkovich zu 16 Jahren Haft in einer Hochsicherheitsstrafkolonie. Der Richter fragte Gershkovich, ob er das Urteil verstanden habe, woraufhin er auf Russisch antwortete: "Ja, Euer Ehren". Auf die Frage des Richters, ob er noch Fragen habe, antwortete Gershkovich "Nein, Euer Ehren". Der Journalist hat schon jahrelang in Russland gelebt.
Als die Pressekameras das Gericht verließen, rief jemand: "Wir lieben dich, Evan". Viele sprechen von einem politisch motivierten Prozess gegen den US-Journalisten.
Erster Spionage-Prozess seit dem Kalten Krieg
Gershkovich war der erste US-Journalist, der wegen Spionageverdachts festgenommen wurde, seit Nicholas Daniloff 1986, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Die Verhaftung von Gershkovich schockierte ausländische Journalisten und Journalistinnen in Russland und weltweit. Seit Beginn von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Moskau zunehmend repressive Gesetze zur Einschränkung der Meinungsfreiheit erlassen.
Die Schlussplädoyers des Prozesses fanden hinter verschlossenen Türen statt, wobei Gershkovich nach Angaben des Pressedienstes des Gerichts keine Schuld zugab.